Thüringer Tischkultur: Zu Tisch in Jena und dem Saaleland

Deutschland Kurztrips Landesküche
am
6. August 2017

So gern ich meine Reisen ins Ausland mache – ich liebe es einfach, die Landesgrenzen zu verlassen und neue Orte zu entdecken -, so sehr schätze ich auch den gemütlichen Kurztrip in die nähere Umgebung. Hier bei uns gibt es noch so viel zu sehen und zu erleben. Und wie ich dir ja schon mit meiner Bucket List Deutschland gezeigt habe, sind mir besonders die neuen Bundesländer noch recht unbekannt. Umso mehr habe ich mich über die Einladung der Thüringer Tischkultur nach Jena und ins Saaleland gefreut.

Gutes Essen aus der Region gehört für mich zum Reisen immer dazu und ich probiere mich gerne durch die jeweilige Landesküche. Bei Thüringen fällt mir da spontan natürlich die Rostbratwurst ein. Zum ersten Mal gegessen habe ich die während meiner „Zeitreise“ durch Thüringen. Aber sowohl von den Orten her als auch kulinarisch gesehen kenne ich im hessischen Nachbarbundesland nicht allzu viel. Meistens ist Thüringen für mich nur eine Durchgangsstation auf der A4 nach Berlin, Dresden oder Leipzig. Dabei is(s)t Thüringen so viel mehr. Was genau? Ich will es dir verraten! Mit der Thüringer Tischkultur zu Tisch in Jena und dem Saaleland. Los geht’s!

Die „Thüringer Tischkultur“

Tischkultur in Thüringen: Das bedeutet natürlich gutes Essen, aber auch jede Menge Porzellan sowie eine langjährige Tradition der Glasbläser und des Holz- und Keramikhandwerks. Über 30 Betriebe – und es werden immer mehr – aus all diesen Bereichen haben sich bereits zusammengeschlossen und laden als Thüringer Tischkultur in die Region rund um Jena und das Saaleland ein.

Ich durfte während meiner Reise einige davon kennenlernen und drei Tage regionale Gastlichkeit in tollen Restaurants und traditionellen Unternehmen kennenlernen.

„Weißes Gold“: Porzellanmanufaktur Reichenbach

Was tut man nicht alles für eine Reise. Von Liechtenstein bin ich nicht etwa nach Hause gefahren, sondern habe mich auf direktem Wege mit meinem Auto ins etwa 600 Kilometer entfernte Jena gemacht. Von dort ging es mit meiner Reisegruppe zunächst in die Porzellanmanufaktur Reichenbach. Du kannst dir sicherlich vorstellen, dass ich nach der langen Fahrt erstmal einen riesigen Hunger hatte. Da traf es sich gut, dass vor Ort direkt leckeres, regionales Essen von Mieze Feine Kost sowie dem Kaffeehaus Gräfe bereit stand. Erstmal ordentlich stärken vor dem Rundgang durch die Produktionshallen und gleich einen ersten Eindruck von der Thüringer Tischkultur bekommen. Sehr lecker und ich freute mich schon darauf, was wohl noch alles kommen würde.

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Kleiner Snack zur Begrüßung

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Traditionelle Thüringer Blechkuchen

Porzellan hat in Thüringen eine lange Tradition und die vielen Manufakturen in der Region sind auch in der Thüringer Tischkultur ein wichtiger Eckpfeiler. Zu gutem Essen und einem gemütlichen Beisammensein gehört natürlich auch ein schön gedeckter Tisch. In Reichenbach durften wir uns den Produktionsprozess des „weißen Goldes“ mal ganz genau anschauen und konnten sehen, wie viele Arbeitsschritte vom Rohstoff bis zum fertig verzierten Geschirr notwendig sind. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel Aufwand es ist, bis ein simpler Porzellanteller in den Verkauf geht.

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Daraus wird mal ein Teller

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Noch ziemlich am Anfang

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Ein Arbeitsplatz in der Produktion

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Bremer Stadtmusikanten aus Porzellan

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Und so sieht es am Ende aus

Du möchtest dir selbst ein Bild machen? Führungen durch die Gläserne Produktion sind während der Produktionszeit ohne Voranmeldung möglich. Werksführungen werden für Gruppen ab 10 Personen nach telefonischer Vereinbarung durchgeführt.

Holzländer-Patent im Hotel „Zur Kanone“

Du fragst dich, was ein Holzländer-Patent ist? Ja, so ging mir das am Anfang auch. Gehen wir in den Wald Bäume fällen oder was darf ich mich darunter vorstellen? Nach einem langen Tag wäre ich dafür definitiv zu müde gewesen, aber ich ließ mich einfach mal überraschen. Bei einem – natürlich regionalen – Bier im Hotel & Restaurant „Zur Kanone“ in Tautenhain – dem Zentrum des Thüringer Holzlandes – waren wir gespannt darauf, was es mit dem ominösen Patent auf sich hat. Am Ende des Abends sollten wir jedenfalls alle ein „Geprüfter Holzländer“ samt Urkunde sein.

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„Zur Kanone“

Und dann ging es los. Draußen im Biergarten begann das Holzland-Duo unter Leitung von Erhard Walter mit seiner Lehrstunde. Bei Musik und spannenden Anekdoten aus der Heimat wurden wir in die Materie eingeführt. Doch der „Unterricht“ bestand nicht nur aus der Theorie, auch in der Praxis mussten wir uns beweisen und zeigen, dass wir das Zeug zu echten Holzländern haben. Drei Prüfungen im Baumart-Bestimmen, Holz-Sägen und -Stapeln mussten gemeistert werden, bevor wir unsere Urkunden und Preise entgegennehmen durften. Als Gewinnerin im Holzturm-Stapel-Wettbewerb bekam ich einen echten holzlandtypischen Rechen überreicht. Das Herbstlaub kann kommen.

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Das Holzland-Duo

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Säge-Wettbewerb

Ganz nach dem Motto „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ ging es im Anschluss schließlich zu Tisch. Das Restaurant hatte uns einen Thüringer Teller kreiert. Natürlich mit Thüringer Rostbratwurst und Rostbrätel. Sehr lecker und ein perfekter Abschluss des ersten Tages unserer Reise durch Thüringen. Kaputt und gesättigt haute ich mich in mein Bett und freute mich schon, was die Tischkultur in Thüringen am nächsten Tag für uns so bereithält.

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Thüringer Teller

Noch mehr Porzellan bei KAHLA

Natürlich stand auch der zweite Tag ganz im Zeichen von Porzellan und gutem Essen. Nach dem Frühstück brachen wir unserer Zelte in der Kanone ab und machten uns auf den Weg zu KAHLA Porzellan. Auch hier wurden wir durch die Produktionshallen geführt. Bisher hatte mich Porzellan eigentlich wenig bis gar nicht interessiert, doch ich war einfach fasziniert davon, wie viel Arbeit in die Produktion gesteckt werden muss, bis das Geschirr irgendwann mal zu Hause auf dem Tisch steht.

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Karla mäht in Germany

Am meisten habe ich mich für die bunten Figuren begeistert. Wenn man sich bewusst vor Augen hält oder einfach mal live dabei ist, wird erst so richtig klar, wie viel Aufwand und liebevolle Handarbeit im Herstellungsprozess steckt. Und bei KAHLA gibt es nicht nur klassisches Porzellan. Das Unternehmen ist richtig innovativ. So findest du im Sortiment sowohl nachhaltige To-Go-Becher sowie mit dem „Magic Grip“ eine echte Weltneuheit in der Branche. Ein integrierter Silikonfuß sorgt dafür, dass nichts verrutscht. Verblüffend und einfach nur genial.

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Die Ausstellung bei KAHLA

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Im Werksverkauf

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Ein Souvenir der etwas anderen Art

Lust auf eine Besichtigung? Führungen finden jeden Freitag um 10:30 Uhr statt und starten am Werksverkauf. Die Tour kostet 5 Euro und dauert etwa eineinhalb Stunden. Gruppenführungen sind nach Voranmeldung von Montag bis Freitag möglich.

Porzellan meets Mittelalter in der Leuchtenburg

Unseren Besuch der Leuchtenburg leiteten wir mit einem ausgiebigen Mittagessen in der Burgschänke mit tollem, mittelalterlichem Flair ein. Mit typisch Thüringer Spezialitäten versteht sich. Für mich gab es zum ersten Mal die berühmten Thüringer Klöße.

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Speisekarte in der Burgschänke

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Mein Mittagessen auf der Leuchtenburg

Gut gestärkt ging es weiter mit einer Führung durch die Burg mit ihrem Aushängeschild – wie sollte es auch anders sein -, die Erlebnisschau „Porzellanwelten“. Eine Burg mit Porzellanausstellung? Als eingefleischter Fan von Burgen und Schlössern konnte ich mir das zunächst ja eher weniger vorstellen. Was allerdings daraus gemacht wurde, hat mich schwer beeindruckt. Normalerweise suche ich in Burgen in der Regel auf direktem Wege die dunklen Keller oder die hohen Türme auf. Porzellan hatte ich zu diesem Zeitpunkt auch schon jede Menge gesehen. Und dennoch hat mich der Rundgang ziemlich gefesselt.

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Rundgang durch die Leuchtenburg

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Hier findest du 1.000 Jahre Geschichte

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Rund um die Leuchtenburg

Eine richtig gut gemachte Ausstellung, nach deren Besuch ich mit gutem Gewissen sagen kann: Burg und Porzellan? Das passt irgendwie doch! Die Geschichte des Porzellans wird in 7 Welten multimedial erzählt. Man kann sehr viel selbst ausprobieren und sich zum Beispiel daran versuchen, an einer überdimensionalen Waage die richtige Zusammensetzung von Porzellan zu bestimmen. Eine Erlebniswelt zum Mitmachen, die ganz nebenbei auch noch mit dem weltweit größten sowie kleinsten Porzellan zwei absolute Highlights bietet.

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Ob man daraus Porzellan machen kann?

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Das größte Porzellan der Welt

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Und das kleinste Porzellan der Welt

Am Ende des Rundgangs erreicht man schließlich den „Steg der Wünsche“. Hier kann man sich – wie der Name schon sagt – etwas wünschen. Bevor man auf den 15 Meter langen Skywalk geht, schreibt man seinen größten Wunsch auf einen Porzellanteller und schmeißt diesen anschließend in die Tiefe. Meiner hat sich bisher zwar noch nicht erfüllt, aber ich gebe die Hoffnung selbstverständlich nicht auf.

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Steg der Wünsche

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Unzählige Wünsche

Wer es dann doch lieber etwas traditioneller mag, der kann natürlich auch Keller, Türme und vieles mehr auf der Burganlage mit fast 1.000-jähriger Geschichte besichtigen. Zudem hat man eine herrliche Aussicht auf die Umgebung, die man besonders auf dem Panoramapfad rund um die Burg genießen kann. Der Eintritt kostet für Erwachsene 12 Euro. Nach einem Stück Kuchen – Thüringen ist bekannt für seine große Vielfalt an Blechkuchen – führte unsere Reise schließlich weiter nach Camburg.

Mit dem Schlauchboot zum Weingut Zahn

Wenn es aufs Wasser geht, bin ich glücklich und freute mich daher riesig darauf, dass wir mit dem Schlauchboot auf der Saale entlang der Weinberge gut eine Stunde zum Weingut Zahn fahren sollten, unserem Gastgeber am Abend. Am späten Nachmittag konnten wir die herrliche Idylle auf dem gemächlich fließenden Fluss sogar ganz für uns alleine genießen. Natürlich nicht ohne herzhaften Fresskorb mit zahlreichen Thüringer Leckereien und gutem Wein. Ein Traum.

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Mit dem Schlauchboot auf der Saale

An unserem Ziel angekommen wartete schon ein wunderschön eingedeckter Tisch auf uns. Thüringer Tischkultur eben. Die Aussicht im Restaurant „Erlebnisweingut Zahn“ auf die Saale, auf der wir vor wenigen Augenblicken aus unserem kleinen Boot ausgestiegen waren, komplettierte das herrliche Ambiente für ein leckeres Abendessen mit Weinen des Hauses.

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Abendessen im Weingut Zahn

Zwischen den Gängen durften wir im Rahmen eines kurzen Verdauungsspaziergangs durch die Weinberge schlendern und uns anschauen, wo der Wein denn überhaupt herkommt, den wir in unseren Gläsern hatten. Die Sonne im Saaleland ging langsam unter sorgte für eine wunderbar abendliche Stimmung. Zum Abschluss folgte noch ein grandioser Nachtisch, der eigentlich gar nicht mehr reingepasst hätte, das tolle Menü aber wunderbar abrundete.

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Die Trauben des Weinguts Zahn

Thüringer Porzellan auf der Landesgartenschau

Die zweite Nacht verbrachten wir im Zentrum von Jena. In der Studentenstadt hätte es sich eigentlich angeboten, noch durch die zahlreichen Kneipen in der Altstadt zu ziehen, doch nach einem langen und ereignisreichen Tag hatte ich gerade noch die Energie, mein Gepäck samt Rechen in mein Zimmer des Hotels „Zur Noll“ zu schleppen, mich ins Bett zu schmeißen und den Fernseher einzuschalten. Erst nach dem Frühstück am nächsten Morgen nahm ich mir noch ein bisschen Zeit, zumindest einen kleinen Rundgang durch Jena zu machen. Wer Jena „nur“ von der Autobahn kennt – so wie ich bis zu diesem Zeitpunkt -, wird sicherlich ein bisschen überrascht sein, was die Altstadt mit ihren vielen Gassen so alles zu bieten hat. Schade, dass ich mir hier nur einen kleinen Überblick verschaffen konnte, bevor unserer Reise weiterging zur Landesgartenschau in Apolda.

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Auf der Landesgartenschau in Apolda

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Ein tolle Anlage

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Was man hier so alles entdeckt

Natürlich mangelte es auch hier nicht am Porzellan. Nach einer Führung über die riesige Anlage kamen wir in der Blumenschauhalle an, wo die Porzelliner der Thüringer Tischkultur hübsch mit Blumen dekoriert ihr Sortiment präsentierten. Die einladenden Tische reihten sich nur so aneinander und zogen die begeisterten Blicke der Besucher auf sich. Am liebsten hätte ich hier irgendwo Platz genommen und die letzte Mahlzeit unseres gemeinsamen Trips verspeist. Auf diese musste ich jedoch noch einen Moment warten. Denn zum Mittagessen und damit dem Abschluss der Reise ging es für uns zum Landgrafen in Jena.

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In der Blumenschauhalle

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Wunderschön!

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Toll dekoriert

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Genau meine Farben

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Hier hätte ich gerne gegessen…

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Einfach nur schön

Thüringer Tischkultur über den Dächern Jenas

Als ich einer Freundin – sie studierte eine Zeit lang in Leipzig und ich habe sie ein paar Mal dort besucht – erzählt hatte, dass ich demnächst nach Jena reisen würde, meinte sie mit einem amüsierten Lächeln:

“ Du erinnerst dich an Jena von der Autobahn, oder?“

Ja, Jena blieb uns beiden immer nur als Stadt mit zahlreichen nicht ganz so schönen Hochhäusern in Erinnerung, die es sich sicherlich nicht unbedingt lohnen würde, näher anzuschauen. Eben so, wie man es auf der A4 wahrnimmt, wenn man daran vorbeifährt. Umso positiver war ich überrascht, dass es dort doch auch ziemlich schöne Ecken gibt.

Eine wunderschöne Aussicht hat man zum Beispiel vom Bergrestaurant „Landgrafen“ aus. Und ganz nebenbei kann man hier auch noch richtig lecker essen. Saisonal und vor allem regional steht hier an erster Stelle. Ein toller kulinarischer Abschluss unserer Reise durch die Thüringer Tischkultur.

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Aussicht auf Jena

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Leckerer Abschluss im Landgrafen

 


Kennst du die Thüringer Tischkultur? Welche Orte hast du schon besucht, welche Gerichte probiert? Ich freue mich auf deinen Kommentar!

Mehr Artikel über Thüringen hier auf meinem Reiseblog:

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Offenlegung: Ich wurde von der Thüringer Tischkultur zu dieser Reise eingeladen. Meine Meinung zur Region ist dennoch meine eigene und bleibt von der Einladung unberührt.

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Christina
Frankfurt, Germany

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