Mein Roadtrip durch Italien neigte sich so langsam dem Ende zu. Mein letzter Tag in Neapel und Umgebung stand an. Zum Abschluss meines Aufenthalts hatte ich aber mit der Busfahrt entlang der Amalfiküste auf der berühmten Amalfitana noch ein weiteres Highlight geplant, bevor es wieder ein ganzes Stück Richtung Norden gehen sollte.
Nachdem ich am Vortag im antiken Pompeji und auf dem Vesuv war, dessen Ausbruch der Stadt vor rund 2.000 Jahren einst zum Verhängnis wurde, sollten noch einmal Entspannung am Meer sowie das Genießen traumhaft schöner Landschaft im Vordergrund stehen. Mein Tag an der wohl schönsten Küste Italiens.
So kommst du von Neapel zur Amalfiküste
Mit dem Zug raus aus Neapel
Die Amalfiküste ist von Neapel aus relativ leicht zu erreichen. Wie schon bei meinem Ausflug nach Pompeji, bin ich vom Bahnhof Garibaldi in der Altstadt mit der Linie Circumvesuviana EAV gefahren. Diesmal eben nicht nur die halbe Strecke, sondern ganz durch bis zur Endstation in Sorrento. Etwa eine Stunde dauert die Fahrt und kostet 3,60 Euro.
Ab Sorrento weiter mit dem Bus
Eigentlich hatte ich mich im Vorfeld schon über einen Busanbieter informiert, der Touren auf der Amalfitana durchführt, doch meine Pläne vor Ort kurzerhand wieder über den Haufen geworfen. Direkt am Ausgang des Bahnhofs von Sorrento wartete nämlich schon ein großer, roter Bus, den ich spontan zu meinem Transportmittel des Tages auserkoren habe, nachdem mir die Mitarbeiter in Sekundenschnelle ein Ticket verkauften. Das war einfach, schnell und unkompliziert. Keine lange Suche nach anderen Bussen und Angeboten. Einfach direkt bezahlen, einsteigen und los geht’s. Mit 10 Euro für die Hinfahrt bist du dabei. Wenn du mit dem gleichen Anbieter auch wieder zurück möchtest, kostet dich das noch einmal 6 weitere Euro. Bei der Rückfahrtszeit bist du flexibel. Die Busse fahren jede Stunde und du kannst dir aussuchen, wann du den Heimweg antreten möchtest.
50 Kilometer: Die Amalfitana von Sorrento bis Amalfi
Auf der Suche nach dem besten Platz
Erwartungsvoll stieg ich in den Bus ein und versuchte, mir den vermeintlich besten Platz auszusuchen. Leider war die Auswahl nicht mehr allzu groß. Dass die rechte Seite des Busses schon komplett besetzt war, ließ mich „Trauriges“ befürchten und nach einem kurzen Moment des Nachdenkens wurde auch mir bewusst, dass die Plätze mit der besten Sicht aufs Meer wohl schon belegt waren.
Dennoch ergatterte ich mir wenigstens einen Platz am Fenster mit Blick auf die Felswände und vereinbarte mit mir selbst, vor der Rückfahrt einfach ein bisschen früher am Bus zu sein, um auch mal auf der gegenüberliegenden Seite uneingeschränkt rausschauen zu können. Und heute bin ich sogar richtig froh, dass ich auf dem Hinweg „innen“ saß, denn so konnte ich viel besser die waghalsigen Manöver des Busses mitbekommen und bestens verfolgen, wie eng es manchmal zwischen uns und dem Gegenverkehr wurde. Eine tolle Erfahrung. Ich war glücklich darüber, dass ich diesmal nur Mitfahrer gewesen bin und nicht selbst ans Steuer musste. Unter der Anspannung, die ich sicher durchlebt hätte, wäre das Erlebnis Amalfitana sicher nicht ganz so grandios für mich geworden. Vielleicht im Nachhinein dann. Wenn man es ohne Beule durchgeschafft hat…
Waghalsige Manöver auf einer der schönsten Panoramastraßen der Welt
Und dann warf der Busfahrer den Motor an. Was war ich aufgeregt. Gleich würde ich auf einer der schönsten Panoramastraßen der Welt unterwegs sein und mit der Amalfiküste ein UNESCO-Welterbe zu Gesicht bekommen, das seinesgleichen sucht. Haarnadelkurven, eine gigantische Steilküste und türkis-blaues Meer.
Während die 50 Kilometer der Amalfitana täglich von 6:30 bis 24 Uhr für Wohnmobile und Gespanne gesperrt sind, dürfen die Busse die engen Kurven bis nach Amalfi passieren. Ganz ehrlich: Ich hätte nicht gerne in einem der vergleichsweise kleinen PKW gesessen und bin froh, dass ich den Gedanken ganz schnell verworfen hatte, mit meinem Auto selbst auf der Panoramastraße zu fahren und eine der größten Naturschönheiten Italiens aus dem sicheren Busfenster besichtigt zu haben.
Ich konnte es kaum glauben, was ich da sah. Wie die Busfahrer diese riesen Geschosse durch die wahrlich engen Kurven am Gegenverkehr vorbei manövriert haben, war schon ganz großes Kino. Und wenn es manchmal wirklich nicht mehr weiterging, wurde einfach der Rückwärtsgang eingelegt. Da habe ich nicht nur wegen der gigantischen Steilküste und dem so schön schimmernden Mittelmeer das ein oder andere Mal ganz fest die Luft angehalten und mir die Hände vors Gesicht geschlagen.
Positano – Luxus pur an der Amalfiküste
Das alte Positano verkörpert Luxus pur auf engstem Raum an der Steilküste. Bis vor knapp hundert Jahren konnte man eine der ältesten Siedlungen Italiens nur über schmale Bergpfade oder per Schiff erreichen. Erst durch den Bau der Amalfitana erhielt der Tourismus Einzug, wodurch von dem einstigen Fischerdorf nicht mehr viel übrig geblieben ist. Eine Konsequenz der atemberaubenden Schönheit, die die Amalfiküste zu bieten hat und die Besucher in Massen anzieht.
Pompöse Villen zieren heute das Bild des Ortes. Auch hier hätte ich aus dem Bus aussteigen können. Mich zog es allerdings weiter bis nach Amalfi. Zudem war die Busfahrt ein riesiges Abenteuer, das ich ungern schon hier abbrechen wollte.
Ein Tag in Amalfi am türkis-blauen Meer
Erstmal ein Mittagessen mit Aussicht
Die Busfahrt auf der Amalfitana war unglaublich spannend und eine Erfahrung, die ich so schnell nicht vergessen werde. Dennoch war ich auch froh, als ich schließlich in Amalfi angekommen und die Küste ein bisschen auf eigene Faust erkunden konnte. Das Wetter war herrlich und ich freute mich auf einen wundervollen Tag am Meer.
Doch bevor ich in die türkis-blauen Wellen eintauchte, gönnte ich mir ein Mittagessen in einem Restaurant mit wunderschönem Ausblick. Das musste sein. Und obwohl ich mir schon dachte, dass die beste Anlaufstelle für gute Gerichte hier auch nicht unbedingt da ist, wo sich die nach einem Panoramablick süchtigen Touristen tummeln, verschlug es mich trotzdem in einen Laden direkt am Ufer. Bezeichnenderweise servierte man mir ein seit mehreren Monaten abgelaufenes Erfrischungsgetränk und stellte die halbvolle Flasche mit einem auf dem Etikett kläglich durchgekratztem Haltbarkeitsdatum neben mein Glas auf den Tisch. Für den stolzen Preis zwar nicht gerade toll, aber das Essen war sehr lecker und so machte ich mich gut gestärkt auf, um mir die Stadt anzusehen, bevor ich an den Strand ging.
Limoncello muss mit
Natürlich konnte ich auch Amalfi nicht ganz ohne Souvenir verlassen und so wanderte eine große Flasche Limoncello in meinem Rucksack. Obwohl ich in meinem Leben noch nie zuvor Zitronenlikör getrunken hatte, kam ich einfach nicht dran vorbei. Du hast noch nie SOLCHE Zitronen gesehen! So riesig, so frisch. Am liebsten hätte ich direkt reingebissen, bereue aber auch nicht, dass ich diesem Impuls nicht nachgegeben habe. Eine große Flasche Likör für 10 Euro hat es dann auch getan.
Ein Eis geht immer
Nach erfolgreichem Einkauf setzte ich meine Erkundungstour auf dem Piazza Flavio Gioia fort. Kennst du das? Du siehst Menschen mit einem Eis und möchtest sofort auch eins? Und dann bist du auch noch in Italien am Meer und die Sonne scheint? Da kann man dann gar nicht anders, auch wenn man erst vor ein paar Minuten gegessen hat. Und Eis geht sowieso immer. Als ich dann auch noch einen Laden mit Limoncello als Sorte gefunden habe, war ich sowieso hin und weg. Obwohl ich da zwar mit 5 Euro den wohl höchsten Preis meines Lebens für 2 Kugeln Eis bezahlt habe, saß ich glücklich dort mit Blick auf den Duomo Sant’Andrea und seiner steilen Treppe und verzehrte meinen Nachtisch.
Entspannung pur im türkis-blauen Wasser
Gegen Nachmittag machte ich mich auf den Weg runter zum Meer. Die Farbe des Wassers an der Amalfiküste ist einfach so unbeschreiblich schön, dass mir fast die Worte fehlen. Die Stunden da unten vergingen wie im Flug und wenn nicht noch eine „Heimreise“ zurück nach Neapel angestanden hätte, wäre ich noch bis zum Sonnenuntergang hier sitzengeblieben.
Mein persönliches Highlight: Die Rückfahrt im Bus
Obwohl ich gleich zum zweiten Mal auf der Amalfitana fahren würde, verließ ich ein wenig weinenden Herzens den Strand und lief zur Bushaltestelle. Überpünktlich. Schließlich wollte ich diesmal auch die Chance haben, auf der anderen Seite des Busses zu sitzen. Doch die Eile hätte ich mir sparen können. Zu meiner „Abfahrtszeit“ fanden sich gerade mal 5 weitere Personen am Treffpunkt ein. Freie Auswahl also für mich. Zu meiner Überraschung schienen meine Mitfahrer sogar ein wenig desinteressiert an der ganzen Fahrt. Während ich am Fenster klebte und versuchte, jeden Moment, jede Kurve, jeden Ausblick so gut wie möglich aufzusagen, schlummerten ein paar der anderen Fahrgäste vor sich hin. Nun gut. Jeder, wie er möchte. Ich für meinen Teil genoss jeden Augenblick dieser Fahrt, die ich, wenn überhaupt, so schnell in meinem Leben nicht mehr machen werde.
Nächste Station: Bologna
Warst du schon an der Amalfiküste? Bist du schon die 50 Kilometer auf der Amalfitana gefahren? Wie hat es dir dort gefallen? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
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Lisa
Toller Beitrag. Da will man gleich nach Italien und das Land erkunden!
Christina
Danke dir 🙂
Alex
Ich gehöre auch zu den Menschen, die dann lieber Beifahrer sind und nicht am Steuer sitzen! Das sieht nach einer wirklich tollen Tour aus, das werde ich mir auf jeden Fall mal merken und bei Gelegenheit auf deinen Blog zurückkommen…wenn ich dann mal wieder Zeit und Geld habe. 🙂
Christina
Ja, das ist es wirklich, kann ich absolut empfehlen 🙂