Warum kannte ich Quedlinburg eigentlich bis vor wenigen Monaten noch nicht? Klar, Deutschland ist bekannt für seine gemütlichen Fachwerkstädte, das weiß ich. Ein paar davon habe ich selbst schon besucht. Bamberg zum Beispiel. Oder auch Straßburg in Frankreich. Ich mag solche süßen Altstädte, in denen man sich in längst vergangene Zeiten zurückversetzt fühlt. Was ich damit sagen will? Ich steuere solche Orte bewusst an, entdecke sie nicht zufällig. Da steckt ein Plan dahinter. Daher frage ich mich, warum habe ich fast 27 Jahre meines Lebens nie etwas von der, wie ich hörte, schönsten Fachwerkstadt Deutschlands gehört?
Sei es drum. Quedlinburg kam dann natürlich sofort auf meine Bucket List. Einen solchen Schatz mit 1.300 Fachwerkhäusern, darunter dem ältesten des Landes aus dem Jahr 1310, durfte ich mir nicht entgehen lassen. Als mich dann eine Freundin fragte, ob ich mit ihr spontan für ein paar Tage in den Harz fahren möchte, freute mich das natürlich sehr. Wandern auf den Spuren Heinrich Heines in Deutschlands nördlichstem Mittelgebirge und ein Besuch in der bezaubernden Altstadt von Quedlinburg. Eine tolle Tour für einen kleinen Kurztrip und gleichzeitig auch meine erste richtige in einem Wohnmobil. Vor unserer Brockenwanderung verbrachten wir einen wunderschönen Tag in der über 1.000 Jahre alten Stadt am Rande des Harz. Welche 5 Orte ich dir für deine Altstadttour durch Quedlinburg ans Herz legen möchte, erfährst du jetzt.
Rathaus von Quedlinburg
In Quedlinburg wimmelt es nur so von alten Fachwerkhäusern. Manche sind wunderschön restauriert, anderen wiederum merkt man deutlich an, dass an ihnen so langsam der Zahn der Zeit nagt. Gelb, blau, rot, ein buntes Durcheinander, das dem Stadtbild doch gerade deswegen eine märchenhafte Harmonie verleiht. Fast logisch, dass man hier auch das älteste Fachwerkhaus Deutschlands findet. Dessen war ich mir zwar bewusst, dass es sich dabei allerdings um das alte Rathaus handelt, ist mir bei der Vorbereitung auf unsere Tour irgendwie entgangen. So merkten wir also gar nicht, vor welch historischem Gebäude wir standen, als sich das Rathaus auf dem großen Marktplatz vor uns auftat.
Wir „suchten“ weiter nach DEM Fachwerkhaus und fragten uns ständig
„Ist es das? Das könnte es sein, oder?“
Von Suchaktion kann man bei unserem Spaziergang aber eigentlich nicht sprechen. Ganz gemütlich schlenderten wir durch die verwinkelten Gassen und ließen uns nur so treiben. Ein Blick an der nächsten Kreuzung nach rechts, einen nach links, und welches Eck uns besser gefiel, auf dieses liefen wir zu. An manchen Häusern fanden wir kleine Infotafeln. Gespannt schauten wir jedes Mal wieder auf die Jahreszahl und waren aufgeregt, ob wir es nun endlich entdeckt hatten. Wo mag dieses Häuschen wohl stehen? Sind wir vielleicht schon vorbei? Ist es etwa so unscheinbar, dass wir es gar nicht bemerkt hatten?
Dieses Rätsel sollte sich erst am Ende unserer Altstadttour durch Quedlinburg auflösen. Nämlich dann, als ich den Stadtplan, den wir uns in der Touristeninformation am Marktplatz – ja, du hast das richtig in Erinnerung: genau da, wo sich auch das Rathaus befindet – geholt hatten, ein bisschen genauer unter die Lupe nahm und herausfand, dass es sich beim ältesten Fachwerkhaus Deutschlands um das große Rathaus handelt, vor dem wir am Anfang bereits verweilt und eine Thüringer Rostbratwurst verspeist hatten. Manchmal sieht man einfach den Wald vor lauter Bäumen nicht. Der Rückweg führte uns also nochmal hin, um das altehrwürdige Gebäude aus dem Jahre 1310 mit der nötigen Ehrfurcht zu besichtigen.
Quedlinburger Antiquitäten
Dass ich mich mit 28 Jahren für einen Antiquitäten-Laden interessieren würde, hätte mein früheres Ich sicher auch nicht geglaubt. Doch irgendwie haben mich die Straßen Quedlinburgs bei meiner blühenden Fantasie so sehr an die Winkelgasse in den Harry-Potter-Büchern erinnert, dass ich in dem Geschäft wohl Zauberstäbe, Hexenbesen und durch die Luft fliegende Gegenstände erwartet habe. Mit Hexenbesen liege ich im Harz gar nicht so falsch, fällt mir gerade wieder ein.
Natürlich fanden wir innen nichts dergleichen vor, ein kleines bisschen mystisch war der Ort aber schon. Alte Bücher, Gemälde, jede Menge Kleinzeug und sogar eine Lampe, auf der „Titanic“ stand. Wären die Preise für solche Kostbarkeiten nicht so hoch, hätte ich ja fast drüber nachgedacht. Doch auch ohne Kaufgedanken lohnt sich der Besuch im größten Geschäft dieser Art in Sachsen-Anhalt. Die zahlreichen Gegenstände aus verschiedenen Epochen erzählen allesamt ihre eigene Geschichte. Besonders begeistern konnte ich mich für einen alten Globus, der in seiner „Länderaufteilung“ nicht mal annähernd so aussah wie heute. Viele Schätze warten in dem Laden, der von außen viel kleiner aussieht, als er letztendlich ist. Fast so ein bisschen wie das Harry-Potter-Zauberzelt, wo wir wieder beim Thema wären.
Brauhaus Lüdde: Bierkultur in Quedlinburg
Unsere erste größere Pause legten wir nur ein paar Meter weiter im Brauhaus Lüdde ein. Da wir durch unsere Rostbratwurst zwar noch keinen Hunger hatten und ich daher nichts zur regionalen Küche sagen kann, lohnt sich hier in jedem Fall wegen der Bierkultur ein kleiner Zwischenstopp. Wir hatten in der Brauerei aus dem Jahre 1807 die Auswahl zwischen dem Traditionsgebräu Braunbier, einem Schwarzbier und dem guten, alten Pils.
Ich liebe die Atmosphäre in diesen alten Brauhäusern und ein gutes Bier geht sowieso immer. Im Nachhinein bin ich doch auch etwas traurig, dass ich mir dort kein Essen mehr gegönnt habe, denn beim Anblick der Speisen, die permanent an unserem Tisch vorbeigetragen wurden, ist mir doch ein bisschen das Wasser im Mund zusammengelaufen. Wenn ich das nächste Mal nach Quedlinburg komme, werde ich mir das auf keinen Fall entgehen lassen.
Schlossberg Quedlinburg mit Stiftskirche St. Servatius
Als nächstes zog es uns auf den Schlossberg, wo die Stiftskirche St. Servatius mit ihrem Domschatz über den Dächern der Stadt thront. Die Kathedrale auf dem Hügel ist die ideale Anlaufstelle, um Quedlinburg von oben besichtigen zu können. Hier lohnt es sich, einfach ein paar Augenblicke zu verweilen und den traumhaften Ausblick zu genießen. Auch ein Besuch der Kathedrale ist möglich, kostet allerdings Eintritt.
Wie beließen es bei der Besichtigung von außen und ließen unsere Blicke über die kleinen Fachwerkhäuschen schweifen, die so friedlich nebeneinander standen.
Käsekuchenbäckerei Vincent
Mit Voranschreiten des Tages machte sich allmählich wieder der Hunger breit in unseren Mägen. Vielleicht lockte uns aber auch einfach nur die riesige Auswahl unterschiedlichster Sorten Käsekuchen an. Ein große Menschentraube vor der Käsekuchenbäckerei Vincent zog unsere Blicke auf sich. Hier muss es wohl etwas ganz Besonderes geben.
Ich bin eigentlich überhaupt nicht so der große Kuchenesser. Eigentlich nur zu besonderen Anlässen und dann muss es schon irgendwas mit Schokolade oder eben Käsekuchen sein. Den esse ich richtig gerne. Aber eigentlich nie „einfach so“. Ich glaube, ich bin noch nie auf die Idee gekommen, mich nachmittags in ein Café zu setzen und mir ein Stück Kuchen zu bestellen. Ist nicht so mein Ding. Und Kaffee mag ich auch nicht wirklich.
Aber an diesem Tag war alles anders. Plötzlich übte diese Käsekuchenbäckerei mit ihrem Fensterverkauf einen so unglaublichen Reiz auf mich aus, dass ich gar nicht anders konnte, als mich ebenfalls in die Schlange einzureihen. Wenn hier so viele Menschen anstehen, wird das sicher seinen Grund haben, dachte ich mir. Nach ausgiebigem Studium des Angebots fiel meine Wahl auf die Sorte Erdnuss-Karamell. Ein Traum, sage ich dir! Und auch, wenn diese Kombination nicht so dein Fall ist, hier wirst du garantiert fündig. Schon alleine wegen diesem Käsekuchen würde ich nochmal nach Quedlinburg zurückkehren.
Noch ein paar Impressionen von Quedlinburg
Deutschlands ältestes Fachwerkhaus, Antiquitäten, Quedlinburger Bierkultur, der Schlossberg und ein gigantisch leckerer Käsekuchen. Das waren meine 5 Empfehlungen für deine Altstadttour.
Warst du auch schon in Quedlinburg? Wie gefällt dir diese wunderschöne Altstadt? Hast du noch weitere Tipps? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
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Ilona
witzigerweise hab ich immer soooo viel von Quedlinburg gehört – im Geschichtestudium kommt die „Äbtissin von Quedlinburg“ ständig irgendwo vor 😀 Aber das ganze Gebiet da oben ist für mich nach wie vor terra incognita. Nächstes Jahr soll sich das ändern. Wann warst du denn im Harz? Ich überlege gerade, welches die beste Reisezeit ist.
Christina
Ich war Ende Oktober/Anfang November im Harz. Oben auf dem Brocken war es schon recht kalt, aber noch ok. In Quedlinburg hatten wir schönes Wetter. Die Reisezeit war für ein langes Wochenende in Ordnung 🙂
Iris
Hallo Christina,
ein sehr schöner Bericht ! In Quedlinburg waren wir im Frühjahr auch ein Wochenende. Die Stadt hat mich begeistert. Im Käsekuchen-Cafe habe ich Käsekuchen mit Himbeeren gegessen. Es war ein Traum 🙂 Am meisten haben mich die Fachwerkhäuser fasziniert – eines ist schöner als das andere. Jetzt haben wir geplant, im Januar oder Februar wenn richtig viel Schnee liegt mit der Harzer Schmalspurbahn auf den Brocken zu fahren. Ich bin gespannt.
Liebe Grüße
Iris
Christina
Hallo Iris,
der Käsekuchen war wirklich klasse. Schon alleine deswegen würde ich nochmal hinfahren.
Wir sind die Bahn damals runtergefahren. Bei Schnee nach oben stelle ich mir auch wunderschön vor. Ich wünsche euch ganz viel Spaß 🙂
Liebe Grüße
Christina
ulli
Hallo, es ist interessant zu lesen, was Außenstehende an Quedlinburg sehenswert finden. Wir haben in Quedlinburg gewohnt, wohnen aber jetzt noch ländlicher. Aber wir können uns auch immer
ulli
Hallo, es ist interessant zu lesen, was Außenstehende an Quedlinburg sehenswert finden. Wir haben in Quedlinburg gewohnt, wohnen aber jetzt noch ländlicher. Aber wir können uns auch immer wieder an den kleinen Häusern erfreuen und an den kleinen Kaffees. LG
Christina
Ja, Quedlinburg ist wirklich wunderschön 🙂
Ilona
So, nachdem eigentlich das schon für letztes Jahr angedacht war, aber doch nix draus wurde, schaffe ich es jetzt nach zwei Jahren Planung endlich nach Quedlinburg & Co. Morgen gehts los 🙂 *freu*
Christina
Ich hoffe, es hat dir auch so gut gefallen 🙂
Ilona
Irgendwie kann ich nicht kommentieren bei dir 🙁
Ilona
Aha, lustig, den letzten Kommentar wollte es dann doch annehmen… das war nur ein Test. Bei meinem anderen sagte deine Seite immer, ich hätte den bereits geschrieben(??)
Lars Hartung
Ich bin in Quedlinburg aufgewachen und habe in den 70ern beim Aufbaustab der Denkmalpflege am Kaffee „Finkenherd“ als Bauhelfer am Fachwerk mitgebaut.
Das älteste Fachwerkhaus (etwa 14.Jh.) ist nicht das gezeigte am Rathaus, sondern das Hochständerhaus in Nähe der Blasiikirche etwas vom Marktplatz versteckt. Dort befindet sich jetzt ein Fachwerkmuseum u.a. über den „Quedlinburger Sonderstil“. Dahinter zur Wordgasse schließt sich der „Fleischhof“ mit Taubenhaus und Renaissance-Portalen anschaulich an…
Danke für die weiteren Tips – Quedlinburg ist für Entdeckungen immer eine Reise wert !!