Fast auf den Tag genau ist es nun ein Jahr her, dass ich zum ersten Mal schottischen Boden betreten habe. Der Schritt aus dem Flieger am Flughafen in Edinburgh war ein großer Meilenstein für mich und meine zukünftigen Reisen. Hatte ich die Wochen davor noch leichte Bauchschmerzen, weil ich noch nie so ganz alleine unterwegs war, sind diese Gedanken spätestens bei der Landung verflogen. Denn es gab nun kein Zurück mehr. Ich war da und musste es durchziehen. Und das tat ich auch. Und es hat mir gefallen. Es war meine absolute Traumreise. Aber wenn du hier schon etwas länger mitliest, weißt du das sicher schon. Ich kann es aber einfach nicht oft genug betonen.
Wie besonders diese Reise für mich war, ist und wahrscheinlich auch immer sein wird, habe ich in den letzten Tagen in Italien gemerkt. Meinem zweiten längeren Aufenthalt ganz alleine in einem fremden Land. Doch diesmal hatte ich keine Angst davor. Zumindest nicht so, wie vor einem Jahr. Damals hatte ich eher die Befürchtung, dass das so gar nicht mein Ding sein wird oder dass es alleine vielleicht langweilig sein könnte und ich nicht weiß, was ich mit mir den ganzen Tag anfangen soll. Nein, diesmal waren meine Gedanken andere. Dass ich mich alleine zurechtfinde, Probleme lösen kann und mir alles andere als langweilig wird, wusste ich. Alles kein Thema.
Für Italien hatte ich nun aber alles selbst in die Hand genommen. Keine organisierten Touren mehr, nicht nur eine Unterkunft. Und alles gleich doppelt so lange. Ich wollte mir einen weiteren Traum erfüllen und mit dem Auto durch das Land fahren. Denn ich möchte auf Reisen nicht unbedingt nur an einem Ort sein, sondern möglichst viel in der mir zur Verfügung stehenden Zeit sehen und erleben. Und in der Theorie fand ich meinen Reiseplan auch ganz gut. Trotzdem habe ich mir mega viele Sorgen im Vorfeld gemacht, die hauptsächlich mit meinem Auto, den Kosten, die ich nicht bis ins kleinste Detail kalkulieren konnte und natürlich dem Stressfaktor – schließlich hatte ich noch keine Erfahrung mit selbstgeplanten Roadtrips – zusammenhingen.
Doch obwohl eigentlich alles fast so funktioniert hat, wie ich es mir vorgestellt hatte – weitere Ausführungen würden an dieser Stelle den Rahmen des Artikels sprengen und werden in den kommenden Wochen sicher noch ausgiebig von mir erläutert, denn schließlich soll es hier ja um Edinburgh gehen – kommt Italien subjektiv gesehen einfach nicht an meine Schottland-Reise heran. Entschuldige die kleine Ausschweifung, aber ich wollte nur nochmal schnell verdeutlichen, welchen Stellenwert dieses Land seither für mich hat und weshalb ich mich daher ohne zu zögern dazu berufen gefühlt hatte, am großen Blogger-Stadt-Land-Fluss von Ferngeweht teilzunehmen und dieser wunderbaren Stadt einen weiteren Artikel auf meinem Blog zu widmen.
Und nun nur noch ganz schnell zur Info und dann geht es auch endlich los: Im Juli 2015 bin ich an einem Freitagmorgen nach Edinburgh geflogen. Im Rahmen dieser weitestgehend organisierten Reise stand mir dieser restliche Tag zur freien Verfügung, um anzukommen und meine ersten, zugegebenermaßen noch etwas wackligen Schritte ganz alleine in der großen weiten Welt zu machen. Die folgenden Tage waren vollgepackt mit Tagesausflügen nach Loch Ness, Loch Lomond und ganz vielen anderen tollen Sachen. „Nur“ den Dienstag konnte ich so gestalten, wie ich wollte. Und ich wollte Edinburgh sehen. Denn dass diese Stadt genau wie für mich gemacht ist, hatte ich schon in den vielen Reiseführern gelesen. Ausgangspunkt war das Carlton Hotel auf der North Street. Nach gefühlt zwei Metern stand ich mitten auf der Royal Mile, dem Herzen der Old Town und konnte in meinen perfekten Tag in Edinburgh starten.
Edinburgh – Aufwachen und Frühstück
Während die vergangenen Tage im positiven Sinne vollgestopft mit zahlreichen Ausflügen und Aktivitäten waren, hatte ich jenen Dienstag in Edinburgh zu meiner freien Verfügung. Doch vorausplanend, wie ich bin, hatte ich auch diesen Tag bereits im Vorfeld bestens durchdacht, um möglichst viel von der Stadt sehen zu können.
Das Frühstück war in der Unterkunft inbegriffen. Schön fand ich dabei, dass auch die typisch schottische Version der ersten Mahlzeit des Tages zur Auswahl stand. Und obwohl Haggis, Black Pudding und Co. am Ende nicht ganz meinen Geschmack getroffen haben und ich schließlich wieder zu meinen geliebten Cornflakes übergegangen bin, war ich froh, dass ich es zumindest mal probieren konnte, denn auf die einheimische Küche freue ich mich auf Reisen immer ganz besonders.
Edinburgh – Edinburgh Castle
Gut gestärkt startete ich meine Erkundungstour durch Edinburgh. Da ich zwar wusste, dass die berühmte Burg auf dem Castle Hill als eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Schottlands stets gut besucht ist, ich an einem ganz normalen Dienstag aber mit keinem allzu großen Ansturm gerechnet hatte – jedenfalls nicht bereits eine halbe Stunde vor offizieller Öffnung -, bin ich vorher noch ein wenig durch die Princess Street Gardens geschlendert.
Als ich nach meinem kurzen Spaziergang schließlich am Edinburgh Castle ankam, wurde ich zu meinem Erstaunen eines besseren belehrt, denn ich fand eine schon recht ordentliche Schlange vor. Doch die Wartezeit ging erstaunlich schnell vorbei, so dass es nicht lange dauerte, bis ich die alten Mauern auch von innen unter die Lupe nehmen konnte. Der Ausblick von oben über die Stadt ist traumhaft. In einer Burg stehen und das Meer sehen. Da brauche ich eigentlich nicht viel mehr zu sagen, oder?
Edinburgh – The Scotch Whisky Experience
Zweiter Programmpunkt des Tages war ein Besuch in der Scotch Whisky Experience, die direkt am Fuße des Edinburgh Castles liegt. Zum Glück wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass während der kommenden Ausflüge noch eine Besichtigung einer Whisky Distillery folgt, denn sonst hätte ich, nicht ganz genau wissend, was mich denn hier noch erwarten würde, das ich nicht ohnehin noch kennenlerne, mir diesen Kostenpunkt gespart. Edinburgh ist nämlich nicht ganz billig. Und ein großer Whisky-Fan bin ich auch nicht. Obwohl ich es gerne geworden wäre, aber auch bei der zweiten Verkostung konnte ich dem schottischen Nationalgetränk nicht allzu viel abgewinnen.
Aber ich bin froh, dass ich die 14 Pfund für die Silver Tour mitgemacht habe, denn die war richtig gut gemacht und für Liebhaber sicherlich ein absolutes Highlight. Hätten in diesen zahlreichen Vitrinen statt Whisky- 3.384 verschiedene Bierflaschen gestanden und wären so perfekt illuminiert gewesen, wäre ich wahrscheinlich direkt dort eingezogen.
Edinburgh – Mittagessen im Halfway House
Auch der kleinste Schluck Whisky am Morgen macht sich bei mir bemerkbar. Daher war es nun auch Zeit, eine Kleinigkeit zu essen. Mein Reiseführer und stets treuer Begleiter empfahl mir einen kleinen Pub in einem der Closes der Royal Mile, in dem man die typische Cullen Skink, eine Schellfischsuppe, essen kann.
Bei der großen Auswahl auf der königlichen Meile wäre es mir sicher nicht schwergefallen, einfach spontan irgendwo einzukehren, aber ja, ich mag Reiseführer und folge gerne den Tipps, die ich darin finde. Die stehen ja sicher nicht ohne Grund da drin. Und wenn man nicht Unmengen an Zeit zur Verfügung hat, verzichte ich auch gerne mal darauf, einfach loszulaufen in der Hoffnung, einen von Touristen noch unentdeckten Ort zu finden, der noch besser ist als die im Buch beschriebenen, die schon jeder kennt.
Und es war eine gute Entscheidung. Außer mir waren dort nur Einheimische und es war richtig gemütlich. Und die Suppe hat mir im Vergleich zum Scottish Breakfast auch deutlich mehr zugesagt und ihren Zweck mehr als nur erfüllt. Ich war gestärkt für die nächsten Ziele und nicht allzu voll, um beim Abendessen noch eine weitere schottische Spezialität probieren zu können.
Edinburgh – Scott Monument
Obwohl die Cullen Skink wahrscheinlich nicht allzu sehr reingehauen hat, konnte ich diese Kalorien nun direkt wieder verbrennen. Für den Weg auf das Scott Monument in den Princess Street Gardens mussten zunächst 287 Treppen überwunden werden, um erneut diesen herrlichen Ausblick auf Edinburgh genießen zu können.
Hier hatte ich, was die Menschenmassen betrifft, Glück, denn ich hatte das Monument fast ganz für mich alleine. Bei solchen Wendeltreppen ist das ja immer ganz besonders unangenehm, wenn man Gegenverkehr hat und nicht unbedingt nur kleine, dünne Kinder an einem vorbeiwollen.
Edinburgh – Führung durch den Underground
Um 16 Uhr stand meine nächste Führung durch die Untergrundstadt von Edinburgh auf dem Programm. Nachdem ich mit dem Veranstalter Mercat Tours bereits im Rahmen der Gruseltour Ghostly Underground die heute nicht mehr sichtbaren Katakomben besucht hatte, interessierte ich mich nun für eine etwas mehr auf die düstere Geschichte ausgelegte Tour.
Diese Stadt unter der Stadt muss man einfach mal mit eigenen Augen gesehen haben und ist für mich DIE Empfehlung für jeden Edinburgh-Reisenden. Ich bin eigentlich nicht so der Fan von langatmigen Führungen, aber in diesem Fall war es einfach nur informativ und spannend. Wahrscheinlich, weil es so schrecklich ist, was hier bis vor wenigen Jahrhunderten noch trauriger Alltag war. Richtig gruselig.
Edinburgh – Abendessen auf der Royal Mile
Ich hatte ja schon erwähnt, dass schottisches Essen deutlich besser ist, als sein Ruf und die Dinge vorgestellt, die du unbedingt mal probieren musst. Und dass es eben mehr gibt, als Fish & Chips und dass selbst die eine Klasse für sich sein können.
An diesem Tag hatte ich mich für das Angus Beef Steak entschieden, das mir im Royal McGregor zusammen mit Zwiebelringen und Pommes serviert wurde. Es hatte zwar seinen Preis, war dafür aber fast schon unverschämt lecker. So ein tolles Essen gibt einem immer das Gefühl, noch weiter futtern zu wollen, obwohl man eigentlich schon pappsatt ist. Kennst du das auch? Oder geht das immer nur mir so…
Edinburgh – Spaziergang auf den Calton Hill
Jetzt gab es also wieder etwas zu verdauen. Was eignet sich da besser, als ein Spaziergang auf den Calton Hill, der wie das Edinburgh Castle einen tollen Panoramablick garantiert? Besonders bei Dämmerung ist es hier oben besonders schön und der schottische Sommer ist zumindest so fair, einem auch mal die ein oder andere nicht verregnete Minute zu gönnen. Ich kann mich nämlich noch gut an den Spruch von einem der Tourguides erinnern, als es plötzlich wie aus Eimern goss:
That’s summer in Scotland!
Edinburgh – Zu Gast bei Frankenstein
Nein, es ist immer noch nicht Zeit, schlafen zu gehen. In Edinburgh hatte ich mich zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt. Ich hatte gehört, dass die Stadt sehr sicher ist und das habe ich auch gespürt. Denn sonst wäre ich wahrscheinlich nicht mehr so spät alleine durch die teilweise wirklich gar nicht sooo hellen Gassen geschlendert.
Dieser perfekte Tag musste also noch mit einem klitzekleinen Bierchen gekrönt werden. Eigentlich hatte ich für dieses abendliche Vergnügen das Sandy Bell’s auserkoren. Einen Pub, in dem es laut meinem Reiseführer Musik von Einheimischen gibt. Und die gab es auch. Allerdings hatte ich hier diesmal weniger „Glück“ als noch im Halfway House. Es war leider viel zu voll, so dass ich mich dazu entschlossen hatte, zu gehen.
Aber nicht ohne Ziel. Denn natürlich gibt es auch in Edinburgh diese Orte, die ich vorher eben nicht kannte und nur durch Zufall entdeckt habe. So lief ich auf dem Hinweg an einer Location namens The World Famous Frankenstein vorbei. Als ich diese auf dem Rückweg zielsicher ansteuerte und auf dem Plakat an der Tür las, dass ausgerechnet an einem Dienstag dort Filmabend ist und die alten Frankestein-Gruselstreifen gezeigt werden, war es um mich geschehen. Bier und Horrorfilme nach einem perfekten Tag in meiner perfekten Stadt.
Edinburgh – Was du sonst noch machen kannst
Jetzt kennst du meinen persönlich perfekten Tag in einer wunderschönen Stadt. Und es gibt noch so viel mehr zu sehen. Da ich an einem Ort war, bin ich natürlich nach den Ausflügen immer noch in Edinburgh unterwegs gewesen und habe viele weitere tolle Sachen entdeckt.
Neben den Touren mit Mercat Tours hatte ich an einem Abend noch spontan bei einer Führung über den Friedhof Greyfriars Kirkyard mitgemacht. Ebenfalls was für Gruselfans. In diese Richtung gehen auch das Edinburgh Dungeon und die Show The Real Mary King’s Close.
Wer es königlich mag, kann die Royal Mile vom Edinburgh Castle nach unten zum Holyrood Palace hinunterlaufen, den man in der Regel auch besichtigen kann. Nur dann nicht, wenn die Queen gerade dort verweilt.
Auch die zahlreichen Closes, die von der Hauptader der Old Town abgehen, sind einen Spaziergang wert. Wer sich ein wenig mit der Geschichte der Stadt beschäftigt, kann sich hier richtig gut in die Lebensumstände von damals hineinversetzen.
Wer gerne sportlich etwas aktiver ist und sich für das Wandern begeistern kann, sollte den Hausberg der Stadt, den Arthur’s Seat, besteigen und im Anschluss im ältesten Pub Schottlands ein kühles Bier genießen. Wasser haben die natürlich auch.
Warst du auch schon in Edinburgh? Oder generell in Schottland? Warst du auch so begeistert? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
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Sabine von Ferngeweht
Vielen Dank für den schönen Beitrag zum Stadt-Land-Fluss-Spiel. Ja, Edinburgh ist schon toll! Eine Stadt, die sogar ich als Stadtmuffel sehr gern mag 🙂
Christina
Gerne. Hat Spaß gemacht, mal wieder über Schottland zu schreiben 🙂
Maria
Schottland steht schon so lange auf meiner Liste, dass es schon zum running gag geworden ist. Dennoch werde ich mit Sicherheit irgendwann dahin finden und als allererstes natürlich nach Edinburgh. Bis dahin sauge ich jeden schönen Schottland und/oder Edinburgh-Artikel förmlich auf und freue mich über jedes Bild und jede Info. Danke 😉
Liebe Grüße
Maria
Christina
Dann kann ich dir versprechen, dass es demnächst noch einen Artikel zu Schottland von mir geben wird 🙂
Liebe Grüße
Christina