Im Post über die Gedanken vor meiner Reise nach Italien hatte ich dir ja schon kurz davon erzählt, dass ich als kleines Kind mal am Lago Maggiore war, daran aber nur noch bruchstückhafte Erinnerungen habe. Schließlich war ich erst 4 Jahre alt. Und die Fetzen, die ich in den hintersten Ecken meines Gehirns finden konnte, haben auch nicht wirklich viel mit dem See selbst zu tun, sondern mehr damit, dass ich mal weggelaufen bin und von meiner Mama in einer kleinen Wanne gebadet wurde. Aber den Lago Maggiore sah ich nicht mehr vor mir. Waren wir überhaupt mal am Wasser oder sind wir die ganze Zeit auf dem Campingplatz gewesen?
Das war also mein bis vor kurzem einziger Aufenthalt in Italien, den ich somit irgendwie auch gar nicht so wirklich zähle. Deshalb ist mir die Wahl eines neuen Ziels, nachdem meine Tour durch Osteuropa vorerst ins Wasser gefallen war, nicht sonderlich schwergefallen. Ich wollte meiner Reisekarte ein Land hinzufügen, das da eigentlich schon drauf war. Aber eben auch nicht. Natürlich stand der Lago Maggiore dann ganz oben auf meiner Liste der Orte, die ich während meines Trips besuchen wollte und war auch die erste Station meines Roadtrips.
700 Kilometer zum Lago Maggiore…
…und das mitten in der Nacht. „Du spinnst doch!“, mag sich der ein oder andere gedacht haben. Aber wenn ich mir was in den Kopf gesetzt habe, dann mache ich das auch so. Da ich für den Lago Maggiore nur einen Tag einplanen konnte, wollte ich diesen natürlich ausnutzen und so früh wie möglich dort sein. Da nehme ich auch eine solche Nachtschicht mit wenig Schlaf in Kauf.
Auto fahren macht mir nichts aus. Auch nicht in der Nacht. Ich mache das gerne und gehe sogar so weit, zu sagen, dass ich lieber 500 als „nur“ 100 Kilometer fahre. Gute Musik, leckere Snacks und ganz viel Freiheit – stundenlang. Ist doch toll.
Also hat mein Wecker am Samstag, den 4. Juni 2016 um 1 Uhr geklingelt. Zugegeben, ich war noch sehr müde und hätte mich gut und gerne auch nochmal umdrehen können, aber ich hatte ja ein tolles Ziel vor Augen. 16 Tage Italien warteten auf mich. Also schnell das restliche Zeug ins Auto, Navi einstellen und los.
Die ersten Kilometer kamen mir zwar ein paar Gedanken, wie ich die nächsten Stunden mit nur einem offenen Auge schaffen soll, aber als ich schließlich die Frankfurter Skyline hinter mir lies und realisierte, dass ich schon bald aus dem vielen Regen rauskomme und viele tolle Dinge erleben werde, konnte ich die Musik lauter drehen und die Fahrt genießen. Italien, ich komme. Schon bald.
Der Weg bis runter zur Schweiz verging fast wie im Flug. Zwangsläufig musste ich hier an einer Tankstelle anhalten, um mir die notwendige Vignette zu besorgen. Und verlief bis hierhin alles problemlos, wurde es ab jetzt etwas holpriger. In etwa die Hälfte hatte ich hinter mir. Nochmal so lange und ich bin da. Pustekuchen!
Mit dem Autozug zum Lago Maggiore?
Irgendwas von Autozug faselte mein Navi. Egal, welche der auswählbaren Routen ich nahm. Nun gut, ich gucke einfach mal, was passiert. Und tatsächlich, irgendwann musste ich von der Autobahn runter und meinen Wagen über die Berge transportieren lassen. Und das gleich 2 Mal. Einerseits Reisekosten, die ich absolut nicht eingeplant hatte – die Schweizer Vignette halte ich ohnehin schon für teuer genug – und dann auch noch reinste Zeitverschwendung, da ich bei der zweiten Fahrt fast 2 Stunden warten musste, bis es losging.
Beim nächsten Mal muss ich mir vorher mal genau anschauen, was mein Navi vorhat und am besten einfach nach meiner Karte fahren, wie ich es vor meinem neuen Auto auch immer gemacht hatte, als ich noch die alte Klapperkiste von meiner Oma besaß. Ist auch nicht so, dass ich den Atlas nicht dabei gehabt hätte.
Nun gut, schließlich kam ich etwa nach 10 Stunden am Lago Maggiore an. Aber da es ohnehin regnete, hatte ich diesen ersten Tag innerlich schon abgeschlossen. Jetzt einfach nur ankommen, alles in Ruhe angehen lassen und auf die nächste Station freuen.
Spaziergang am Lago Maggiore
Nachdem ich mein Hotelzimmer in Stresa bezogen hatte, machte ich mich auf den Weg. Schwimmen gehen war bei diesem Wetter zwar nicht angesagt, aber die kurze Hose ließ ich mir trotzdem nicht nehmen. Gemütlich schlenderte ich an der Uferpromenade entlang. Hier bin ich also. Am Ort meiner Kindheit. Obwohl ich versuchte, mich an irgendwas zu erinnern, war mir dieser See völlig fremd.
Vor mir lagen die Borromäischen Inseln mit der Isola Bella. Hinter der Stadt erhob sich der im Nebel liegende Monte Mottarone. Zwei Ziele, die ich mir heute noch ansehen wollte. Doch zunächst einmal war ich einfach nur müde. Also lief ich weiter. Und ich lief. Und lief. War die Nachtfahrt doch keine so gute Idee? Doch. Denn ich war hier. In Italien. Am Lago Maggiore. So wollte ich es. So war es gut.
Schließlich kam ich an der Seilbahn an, die auf den Monte Mottarone fährt, wegen Wartungsarbeiten jedoch geschlossen war. Schade, denn ich hätte so gerne von oben einen Blick auf den See geworfen. Zudem wollte ich dort eine kleine Wanderung machen. Zum Wandern war ich aber ohnehin zu diesem Zeitpunkt etwas zu faul, so dass es mir dann doch nicht so viel ausmachte.
Ich spazierte weiter, ließ einfach alles auf mich wirken und freute mich, dass noch so viele tolle Tage vor mir lagen. Als ich irgendwann umkehrte, beschloss ich, mit dem Boot rüber auf die Isola Bella zu fahren.
Ausflug zur Isola Bella im Lago Maggiore
So langsam wurde das Wetter besser. Die Sonne kam endlich raus und ich tat das, was ich auf Reisen ganz besonders gerne mache. Ich liebe Bootsfahrten. Während sich manchen Menschen der Magen umdreht, finde ich es toll, wenn es schaukelt. Manchmal frage ich mich, ob ich die einzige Person an Bord bin, die die Fahrt selbst als besonderes Ereignis empfindet und nicht „nur“ das Ziel, das angesteuert wird oder die Dinge, die es währenddessen zu betrachten gibt.
8 Euro für Hin- und Rückfahrt
Auf der Isola Bella darf man so lange bleiben, wie man möchte. Man kann jederzeit in eines der Boote steigen und zurückfahren.
Nach meiner Erkundungstour setzte ich mich auf eine Bank am Ufer und bestaunte die Schönheit der Region. Ich weiß gar nicht genau, wie lange ich einfach nur dort verweilte und den Augenblick genoss.
Erstes italienisches Essen am Lago Maggiore
Zurück in Stresa packte mich schließlich der Hunger. Es war Abend geworden. Als großer Fan der italienischen Küche freute ich mich da natürlich ganz besonders auf das Essen. Und weil Pizza mein absoluter Favorit ist, habe ich mich bewusst erstmal für Spaghetti Carbonara entschieden. Ganz stolz bestellte ich sogar in der Landessprache. Ein bisschen was von dem Schulitalienisch war also doch hängengeblieben.
Was mich nicht nur am Lago Maggiore, sondern in ganz Italien sehr positiv überrascht hat, war die Tatsache, dass das Essen bereits auf dem Tisch stand, nachdem ich gerade die Seiten meines Reisetagebuchs aufgeschlagen und die Kappe vom Stift geöffnet hatte. Zum Schreiben kam ich da in der Regel also nicht. Davon können sich so einige Restaurants bei mir zu Hause eine große Scheibe abschneiden.
Da ich mich von der Kellnerin zum Nachtisch noch zu einem Milchshake hinreißen ließ, konnte ich nicht anders, als noch einen gemütlichen Verdauungsspaziergang – diesmal in die andere Richtung des Sees – zu machen, bevor ich total müde, aber mit voller Vorfreude auf die nächsten Tage in mein Bett fiel.
Nächste Station: La Spezia, Cinque Terre
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Maria
Traumhaft schön! Ich bin gerade dabei, meinen nächsten Urlaub zu planen und wollte eigentlich eher Richtung Osten (warum ist denn deine geplante Reise nach Osteuropa ins Wasser gefallen?). Aber jetzt komme ich stark ins Wanken… diese Bilder… bella Italia… vielleicht plane ich doch noch um? Die Welt ist so groß und so schön und ich würde am liebsten alles gleich sehen 😉
Liebe Grüße
Maria
Christina
Ach hatte dann nicht den benötigten Urlaub für die geplanten Tage bekommen und hatte dann weniger Zeit, daher „nur“ 16 Tage 🙂
Liebe Grüße
Christina
Mario
Liebe Christina,
wieder mal ein schöner Bericht. Und gerade für mich als jemand, der noch nie am Lago Maggiore war, sehr interessant. An genau einer Stelle im Text bin ich hängen geblieben: dass du lieber 500 als „nur“ 100 Kilometer fährst. Das geht mir ganz genauso! Einfach fahren und laufen lassen. Das ist so genial. Trotzdem Hut ab, dass du das als Frau alleine machst!
Beste Grüße,
Mario
Christina
Lieber Mario,
vielen Dank. Ja, mein Auto und ich sind ziemlich gute Freunde, das macht einfach Spaß 🙂
Viele Grüße
Christina
Jörg K. Unkrig
Vielen Dank für den tollen Bericht und die schönen Bilder. Meine Kindheit ist mit dem Rhein verbunden, also auch mit Wasser. Meine persönlichen Bilder waren nach dem Anschauen deiner direkt wieder da und auch ein wohliges Gefühl.
BG
Jörg
Christina
Hallo Jörg,
freut mich, dass dir der Artikel gefallen hat 🙂
Liebe Grüße
Christina