Seit einigen Jahren reisen Johanna und ich regelmäßig nach England. In London sind wir aber eher selten. Auch weil wir mit dem Klischee aufräumen wollen, das London mit England gleichsetzt. Denn die Insel hat mehr zu bieten als „nur“ eine multinationale Weltmetropole.
England – So viel mehr als „nur“ London
Vor unseren Reisen nach England werden wir von Freunden und Bekannten oft begeistert angesprochen: „Ah, geht es wieder nach London? England ist so toll!“ Das stimmt, England ist wirklich toll, besonders weil es dort mehr gibt als London. Denn London ist nicht England und England ist nicht London. Immerhin reden wir hier von einer multinationalen Weltmetropole und einem globalen Finanzzentrum auf der einen Seite und einem der vielseitigsten Länder Europas auf der anderen. London mit England gleichzusetzen, das ist als würde man einem Tiroler sagen, dass er ja praktisch Wiener ist.
Umso trauriger ist es, wenn viele deutschsprachige Touristen zwar die britische Hauptstadt besuchen, aber nur selten den Blick über den Tellerrand der Stadtgrenzen wagen. Denn England, das ist ländliche Idylle wie in Norfolk oder im Peak District, atemberaubende Küsten wie in Cornwall, geballte Wissenschaft und Kultur wie in Oxford oder Cambridge, aber auch postindustrielle Tristesse wie in den Midlands.
Die vielen Schätze außerhalb der Hauptstadt
Der Hauptgrund, warum die meisten Urlauber aus London nicht rauskommen, liegt wohl auch an der großen Reisehürde. Nach London zu reisen ist keine große Hexerei. Von den Flughäfen fährt man nicht lange in die Innenstadt und die Oyster-Card braucht man ohnehin. Will man sich hingegen das echte England ansehen, muss man entweder mit der teuren Eisenbahn fahren oder sich gleich ein Mietauto nehmen. Und das ist schon die nächste Hürde, denn viele England-Urlauber haben wohl Angst, auf der linken Seite zu fahren. Dass das aber eigentlich keine Hexerei ist, habe ich einmal in unserem Blog beschrieben.
Aus diesen Gründen verpassen viele Urlauber die Vielfalt dieses spannenden Landes. Cornwall mag aufgrund der Rosamunde Pilcher-Schnulzen noch eine Ausnahme sein, aber die ländliche Ruhe in Norfolk oder auch im Peak District bleibt vielen verschlossen. Vom versunkenen Schiff, das mit der Ebbe in Norfolk zum Vorschein kommt, bis zu verlassenen Pestdörfern im Peak District – das sind alles Highlights, die man in London nicht findet. Und wer Stonehenge noch nicht gesehen hat, ist selbst schuld. Wieder ein Ort, den man ohne Auto kaum erreichen kann.
Ein Abstecher in die englische Provinz kann sich lohnen
Natürlich hat auch London unheimlich viel zu bieten. So viel, dass man ziemlich sicher mehr als nur einen Urlaub damit verbringen könnte, um die Stadt ausreichend zu erkunden. So gesehen muss man sich die mühsame Reise in die britische „Provinz“ freilich nicht antun. Aber es kommt auch darauf an, was man sehen will. Jene Sehenswürdigkeiten, die schon millionenfach fotografiert wurden und wo man wahrscheinlich erst wieder deutsche Touristen trifft? Und seien wir uns ehrlich, auch das Großstadtflair ist de facto austauschbar. Ob man sich jetzt in die Hipster-Bude in Berlin, Barcelona oder London setzt, spielt da kaum noch eine Rolle. Oder aber man besucht jenes Land, das zu Recht als eines der vielfältigsten Europas gilt und räumt dabei auch gleich mit ein paar Vorurteilen, etwa jenem der schlechten britischen Küche, auf. Und das Beste: Die Horden der großen Touristengruppen und Busreisenden bleiben einem oft auch noch erspart.
Zum Autor: Das war ein Gastbeitrag von Michael Neumayr. Er ist Wirtschaftsjournalist in der Steiermark und betreibt in der Freizeit gemeinsam mit seiner Freundin die Plattform „Britlog“, auf der die beiden von ihren Erlebnissen in Großbritannien berichten.
Warst du schon in England? Oder in London? Was waren deine Eindrücke? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
Egal ob England, Schottland, Nordirland oder Wales – du liebst Großbritannien? Dann interessieren dich sicher auch diese Artikel:
- 8 Gründe, warum du die Royal Mile Edinburgh lieben wirst
- 6 Dinge, die du unbedingt in Schottland essen musst
- Edinburgh Dungeons, Closes und Undergrounds – Die 3 besten Gruselmöglichkeiten
- Abenteuer Schottland – 5 Touren durch das Land der Highlands, Burgen und Seen
- 9 Tipps für einen Kurztrip nach Edinburgh
Du möchtest noch mehr Reisetipps zu Kurztrips? Dann schau‘ doch auch mal hier vorbei.
Mit dem Newsletter keine Auszeit mehr verpassen
Der Post hat dir gefallen? Ich würde mich freuen, wenn du ein „Like“ hierlässt. Selbstverständlich darfst du ihn auch gerne teilen.
Nicole
Ist schon irgendwie interessant, dass England immer mit London gleichgesetzt wird. Wenn mir jemand sagt, er geht nach Italien, sag ich ja auch nicht gleich „Ach, Rom soll so schön sein, Das wird bestimmt cool.“ Ist mir persönlich bislang noch bei keinem anderen Land untergekommen.
Als ich mein Auslandsstudium in England gemacht habe, wurde ich vorher auch viele Male gefragt: „Und? Wann geht’s nach London?“ „Gar nicht, ich geh nach Preston.“ Nächste Frage: „Aber du landest in London, oder? Wie geht’s dann weiter?“ „Ähm, nein, ich lande in Manchester…“ Oder anschließend dann „Na, wie war London?“
Als ich dann richtig stellte, dass ich in Preston war und nicht in London, nahmen manche dies zur Kenntnis in der Art „Ah, du warst gar nicht direkt in London?“, andere waren dann gleich richtiggehend gelangweilt und wollten gar nichts mehr wissen, weil es ging ja nicht um London O.o Wobei ich auch einräumen muss, dass Preston alles andere als das schönste Fleckchen in England ist XD
London scheint schon eine Faszination für sich zu haben.
Christina
Hi Nicole,
ich muss gestehen, dass war mir noch gar nicht so bewusst, weil ich selbst auch noch nicht in England war (leider). London möchte ich auch auf jeden Fall noch sehen, aber bei mir stehen zusätzlich auch noch ganz viele andere Ziele außerhalb auf der Wunschliste, weil ich auch immer sehr an der Natur und den Landschaften eines Landes interessiert bin.
Eine Vermutung ist, dass Menschen, die London und England gleichsetzen, England als Reiseland gar nicht so wahrnehmen und wenn, dann eben nur London kennen/sehen wollen/interessant finden oder was auch immer 🙂
Auf jeden Fall schade, denn England hat sicherlich noch einiges mehr zu bieten.
Viele Grüße
Christina
Katja
Da hast du recht, England hat tatsächlich noch sooo viel Schönes zu bieten! Nach meiner Rundreise durch den Süden waren viele meiner Freunde überrascht, als ich ihnen vom kleinen Surferdörfchen St. Yves oder der „Jane Austen“-Stadt Bath erzählt habe, davon, dass ich ganz entgegen der üblichen Vorurteile in England ganz wunderbar gegessen habe und ein bisschen Magie im mystischen Glastonbury gespürt habe.
Schade eigentlich, dass sich nicht mehr Leute für das Land interessieren, denn ich muss dir zustimmen, da gibt es so viele schöne Ecken! Trotzdem hat es mir auch London wahnsinnig angetan. Ich war schon etliche Male dort und finde immer wieder Neues und Faszinierendes. Die Stadt hat für mich so ein ganz besonderes Flair, das ich einfach nicht beschreiben kann.
LG, Katja
Christina
Hallo Katja,
ja, mit dem Essen stimme ich dir zu. Ich habe in Schottland auch richtig gut gegessen.
Kann auch nicht verstehen, dass das Land so auf seine Hauptstadt reduziert wird. Bei mir war das nie wirklich so, ich habe mich irgendwie schon immer für England interessiert 🙂
Viele Grüße
Christina
Ben
Hi Christina,
war selbst leider noch nicht in England. Wobei ich unbedingt in den südlichen Teil möchte, auch um Stonehenge zusehen. Kenne bislang „nur“ die Menhire bei Carnac in der Bretagne. Dein Artikel gefällt mir und jetzt werde ich hoffentlich bald nach England kommen, geht ja mit der Fähre von hier.
Grüße
Ben
Christina
Hi Ben,
freut mich, dass dir der Artikel gefällt. Wünsche dir viel Spaß bei deiner ersten Reise nach England 🙂
Viele Grüße
Christina