Ich frage mich, ob es wirklich möglich ist, dass man sich so richtig schön „verwandert“. Denn eigentlich ist ja der Weg das Ziel, ob man jetzt auf einer vorgegeben Route unterwegs ist oder einfach nur „blind“ der Natur folgt.
Ja, definitiv! Man kann sich verwandern! In diesem Post zeige ich dir, wie es mir beim Wandern in Belgien gelungen ist, meinen eigentlich geplanten Weg so peinlich zu verfehlen, dass man es eigentlich nicht erzählen kann, warum es trotzdem irgendwie schön war und wo es eigentlich lang geht.
Edit: Nachdem Sabine von Gecko Footsteps zur Blogparade aufgerufen und nach unseren Reisepannen rund um den Globus gefragt hat, ist mir natürlich sofort meine „Verwanderung“ eingefallen, mit der ich gerne daran teilnehme.
„Verwandern“ in Belgien – Wie alles begann
Alles fing mit einem ganz normalen Stop an der Tankstelle an. Beim Anstehen an der Kasse habe ich den Europa Urlaubsatlas von Marco Polo entdeckt. Gratis. Mit 120 Insider-Tipps. Klar, nehm ich mit. Beim Durchblättern bin ich bei Tipp 40 Jalhay: Wanderslust hängengeblieben. Nach ein bisschen Recherche stand fest: da geht’s hin.
Hier mal ein paar Eigenschaften der Wanderung, über die ich gestolpert bin und die mich dazu veranlasst haben, die Tour in Angriff zu nehmen:
- Eine der bezauberndsten Landschaften Belgiens
- Eine Wanderung zum Verlieben
- Holzpfade über das Moor
- Unendliche Weiten
Und unter dem Begriff „Dach Belgiens“ konnte ich mir irgendwie auch noch nicht wirklich was vorstellen. Also nichts wie los in die Wallonie. Ziel: Baraque Michel 36. So weit so gut. An Kartenmaterial natürlich wieder nur mit der schwarz-weiß ausgedruckten Wegbeschreibung unterwegs, hielt ich mich dennoch für gut gerüstet. Was soll schon schiefgehen…
„Verwandern“ in Belgien – Los geht’s
Auf den ersten Blick scheint es an der Baraque Michel 36 nur einen „Eingang“ zur Wanderroute zu geben. Jedenfalls sind die Leute am Parkplatz alle in die gleiche Richtung gegangen. Zwar waren es noch nicht viele, aber die werden schon wissen, was sie machen. Also hinterher.
Nach ein paar Metern auf einem, naja, bezeichnen wir es Feldweg, kam eine Abzweigung, wenn man es denn so nennen kann. Da! Die versprochenen Holzpfade, die über das Moor führen. Nach einem kurzen Blick auf die Karte und mit viel Einbildung kam ich zu der Überzeugung: Ja, hier muss ich rein. Allerdings sahen die Pfade schon ziemlich heruntergekommen und gar nicht so wie auf den Bildern aus. Ganz nebenbei versperrte auch noch ein Zaun den Weg mit dem Hinweise: Zutritt verboten. Rückblickend gesehen war das Warnung Nummer 1.
„Verwandern“ in Belgien“ – Chapelle Fischbach und so
Etwas grummelig ging ich daher zunächst den Feldweg weiter. Doch nach ein paar Metern und langem Hin und Her kam ich zu dem Entschluss: Jetzt bin ich extra hierher gefahren, dann gehe ich da jetzt auch hin. Ungeachtet dessen, dass sich sonst niemand dort befand.
Dass die Wanderung vom Parklplatz der Baraque durch ein grünes Rechteck gekennzeichnet ist und man zunächst an der Chapelle Fischbach vorbeikommen sollte, hatte ich zu diesem Zeitpunkt bereits erfolgreich verdrängt. Lediglich den Hinweis, dass die Pfade an manchen Stellen etwas ausgetreten sein können und man vorsichtig sein sollte, brannte sich mir ins Gedächtnis.
Spätestens als ich nach gefühlten 3 Metern das erste Mal absteigen musste, weil die Bretter vor mir einfach zusammengefallen waren, kamen mir ernsthafte Zweifel, was ich hier eigentlich mache und ob das wirklich der richtige Weg ist.
Ein Blick auf die Karte. Doch, sieht gut aus. Ich redete mir ein, dass es hier genauso aussieht wie auf den Bildern im Internet und dass die Chapelle, die mir jetzt wieder eingefallen war, eben doch einfach ein Stück vom Parkplatz entfernt ist und so ging ich ehrgeizig weiter.
Denn eigentlich gefiel es mir hier. So ganz alleine auf dem Dach Belgiens, brüchige Holzpfade, wunderschöne Natur. Blöd war nur, dass die Pfade leider irgendwann ganz aufhörten und ich ein Schild entdeckte mit der Aufschrift, dass man sich hier im Moor nur mit einem erfahrenen Wanderführer aufhalten dürfte. Spätestens das war Warnung Nummer 2.
Nicht nur dass ich mich irgendwo vollkommen anders befand, als ich eigentlich geplant hatte, sondern auch, dass ich genau hier an diesem Punkt gerade auch überhaupt nicht stehen sollte.
„Verwandern“ in Belgien – Neue Pfade, gleiche Schönheit, trotzdem falsch
Glücklicherweise entdeckte ich ein paar hundert Meter weiter rechts weitere Holzpfade, auf denen sich sogar Menschen befanden. Und das wird dann sicher auch der richtige Weg sein. Also schlug ich mich durch den matschigen Untergrund durch, bis ich endlich meine Wanderung so wirklich beginnen konnte. Natürlich weiterhin auf der Suche nach dieser ominösen Chapelle, die weit und breit nicht in Sicht war.
Egal. Ich lief eifrig über die nun wunderbar in Stand gehaltenen Holzbretter und entfernte mich immer weiter von meinem Ziel. Nur dass mir das zu diesem Zeitpunkt nicht klar war. Die Karte muss sich mit der Zeit so verändert haben, wie mein Gehirn es gerne gehabt hätte. Zwar hatte ich immer mal wieder Zweifel, ob das wirklich die richtige Wanderung ist, aber hier war es wirklich schön.
Vorbei an einem kleinen Fluss durch endlose Weiten. Von den Holzpfaden herunter, diesmal legal, über einen hügeligen Weg in Richtung Wald.
Endlich! Ein Schild. 9 Kilometer zurück zur Baraque Michel. Ich musste richtig sein und war fast ein bisschen stolz. Blöde Chapelle, die es bestimmt einfach gar nicht gibt. Angetrieben von der neuen Erkenntnis ging ich weiter. Grünes Rechteck, dass meinen Weg kennzeichnet? Vergessen, klar.
Doch schon nach einer Weile kam die nächste Ernüchterung. Ich fand eine große Tafel, die mir nun endgültig deutlich machte, dass ich soweit von meinem Ziel entfernt war, wie man nur sein konnte. In your face! Na gut. Dann folge ich jetzt eben dem Schild, dass mich zurück zur Baraque führen soll. Schließlich war ich bereits lange genug unterwegs.
Einsam lief ich durch den Wald. Da! Ein weiteres Schild. Erneut der festen Überzeugung wenigsten jetzt auf dem richtigen Weg zu sein, ging ich frohen Mutes voran. Doch beim nächsten Schild geschah Merkwürdiges. Leute, die vor wenigen Minuten noch vor mir liefen und dann irgendwann abgebogen sind (das war kurz vor der großen Erleuchtung, wo ich eigentlich bin und gar nicht sein wollte), kamen mir plötzlich entgegen. Ihr Ziel: Baraque Michel, 12 Kilometer noch, sagte das Schild. Allerdings in die Richtung, aus der ich gerade gekommen bin und wo es angeblich nur noch 9 Kilometer sein sollten. Was passiert hier?
„Verwandern“ in Belgien – War wohl nicht mein Tag
Heute soll es wohl nicht sein. Mein Wille war jetzt endgültig gebrochen und ich entschied mich, den Weg so zurückzulaufen, wie ich gekommen war und die Landschaft zu genießen, denn die war einfach umwerfend. Jetzt erst konnte ich das Wandern über die Holzpfade auskosten und die Eindrücke der Natur so richtig schön aufsaugen, so dass es doch noch eine entspannte Wanderung wurde.
Zurück am Parkplatz wusste ich dann nicht mehr, ob ich weinen oder einfach nur noch lachen soll. Denn da war sie. So gut wie nicht zu übersehen: Die Chapelle Fischbach. Das grüne Rechteck. Es war alles da. Kopfschüttelnd lief ich zurück zum Auto und fuhr los.
„Verwandern“ in Belgien – So passiert das nicht
Wenn du auf dem Parkplatz angekommen bist, gehe nicht über die Straße, denn die Wanderung beginnt Richtung Süden blickend unten rechts. Dort findest du die Kapelle und ein grünes Rechteck, das den Weg kennzeichnet. Ursprünglich wurde sie zur Orientierung und Rettung verirrter Venn-Reisender errichtet. Was für eine Ironie.
Auf den Holzpfaden angekommen, hast du nun eine 12 Kilometer lange Wanderung auf dem Dach Belgiens vor dir.
Ist dir sowas auch schon mal passiert? Warst du vielleicht schon mal auf dem Dach Belgiens und hast die Wanderung gemacht, die ich eigentlich machen wollte? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
Du möchtest noch mehr Tipps zu Wanderungen und Tagesausflügen? Dann schau‘ am besten mal hier und hier vorbei.
Was ich in Belgien noch alles gemacht habe, erfährst du hier:
Schau‘ dir auch meine anderen Wanderungen an
Mit dem Newsletter keine Auszeit mehr verpassen
Der Artikel hat dir gefallen? Dann würde ich mich freuen, wenn du ihn teilst.
Sabine
Hallo Christina,
danke für Deine Teilnahme. Du musst es mal so sehen: Jetzt hast Du Belgien abseits der Touristenmassen erkundigt. Auch nicht schlecht, oder?
Viele Grüße,
Sabine
Christina
Hallo Sabine,
ja, wenn man mal von dem „Stress“ absieht, den ich hatte, war die Landschaft ja auch richtig schön 🙂
Liebe Grüße
Christina