Ich war gerade von der ITB, der weltgrößten Reisemesse, aus Berlin zurückgekommen, schon ging es erneut los. 5 Tage Skifahren in den Kitzbüheler Alpen zusammen mit zwei guten Freundinnen standen an. Ein bisschen aktive Erholung von einer schönen und erfolgreichen, aber auch durchaus anstrengenden Messe. Und das erst mitten im März.
Normalerweise eine für mich sehr untypische Zeit, die Skier nochmal anzuziehen und die schneebedeckten Berge unsicher zu machen. Denn eigentlich fängt bei mir die Sehnsucht nach Frühling bereits kurz nach Weihnachten an. Früh im Januar habe ich in der Regel schon keine Lust mehr auf Schnee und Kälte. Schon seit Wochen kann ich die Füße kaum noch stillhalten und fiebere dem schönen Wetter entgegen. Die Vorstellung, nochmal in den Schnee „zu müssen“, war – um es noch einigermaßen positiv zu formulieren – etwas merkwürdig.
Nichtsdestotrotz ging es von Berlin nahezu direkt weiter nach Österreich in die Alpen. Und sobald ich bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein im Auto saß, überwog schließlich trotz anhaltender und immer stärker werdender Frühlingsgefühle doch die Vorfreude auf ein paar Tage Winterurlaub in den Bergen…
Tag 1 in den Kitzbüheler Alpen
Am Anreisetag wollten wir es gemütlich angehen. Erst gegen 9 Uhr machten wir uns auf den Weg Richtung Kitzbüheler Alpen. Skifahren wollten wir noch nicht. Ankommen, Ausrüstung leihen, Skipass besorgen und den Abend schließlich in Ruhe in Kitzbühel bei einem guten Essen ausklingen lassen. So der Plan. Bis auf ein kleines bisschen Nasenbluten während der Fahrt und einer etwas holprigen Skipisten-Überquerung mit dem Auto zur Belustigung der geduldig wartenden Skifahrer auf dem Serpentinenweg hoch zur Unterkunft lief auch alles relativ rund.
Von Sonntag bis Donnerstag hatten wir uns zu dritt eine Unterkunft direkt an der Piste gebucht. Ein bisschen Luxus muss manchmal einfach sein. Wir wollten damit das Gedränge in den Skibussen umgehen und früh am Morgen direkt starten können. Glücklicherweise war unser Zimmer in dieser Lage auch ein echtes Schnäppchen. Gegen Nachmittag kamen wir an. Das Wetter war schon bei der Ankunft perfekt, die Aussicht ein absoluter Traum. Kein Fernseher und nur ab und an mal W-Lan. Ein paar Tagen Ruhe und Entspannung in der Natur stand nichts im Wege.
Nachdem wir Ausrüstung und Skipass besorgt hatten, fuhren wir am Abend nach Kitzbühel. Ein bisschen durch das kleine Städtchen mit den vielen bunten Häusern bummeln, wo sich jedes Jahr im Januar zum berühmten Hahnenkamm-Rennen die High Society tummelt. Doch der Hunger war mittlerweile deutlich größer als der Wunsch nach ausgiebigem Sightseeing. Statt großartig durch die Gassen, wanderten unsere Blicke verstärkt über die Speisekarten der Restaurants. Typisch Österreich wünschten wir uns auf unseren Tellern. Letztendlich wurden wir bei Käsespätzlen schwach und kehrten ein.
Tag 2 in den Kitzbüheler Alpen
Als am frühen Morgen der Wecker klingelte, sah ich bei einem Blick aus dem Fenster, dass es ein genauso schöner Tag zu werden versprach. Blauer Himmel und Sonnenschein in den verschneiten Bergen. Skifahrerherz, was willst du mehr? Nach dem Frühstück ging es pünktlich mit der ersten Seilbahn weit hinauf in die Kitzbüheler Alpen. Fast drei Jahre stand ich mittlerweile schon nicht mehr auf den Skiern und war in dieser Hinsicht ohnehin mit großem Abstand das schwächste Mitglied unserer Gruppe. Oberstes Ziel: Heil die Pisten runterkommen und so wenig wie möglich den Schnee küssen. Das Brechen von Streckenrekorden überlasse ich da doch lieber anderen.
Mein Unterfangen funktionierte die ersten Stunden zu meiner Überraschung auch außerordentlich gut. Erst kurz vor der Mittagspause, als mich allmählich die Kräfte ein bisschen verließen, holte es mich zum ersten Mal von den Brettern. Natürlich war das nicht meine Schuld, ganz klar. Der Schnee wurde einfach aufgrund der recht warmen Temperaturen besonders in der Nähe des Tals ziemlich unbefahrbar. Und da kann man ja eigentlich gar nicht anders, als auszurutschen. Ziemlich gemein.
An einer relativ ruhig gelegenen Hütte gönnten wir uns eine erste Rast. Ganz nach dem Motto „Don’t drink and drive“ beließen wir es bei einer erfrischenden Apfelschorle, pflanzten uns gemütlich in die Liegestühle am Hang und genossen die unfassbar schöne Aussicht. Schon alleine deswegen lohnt sich so ein Skiausflug. Bei Sonnenschein fahre ich eigentlich am liebsten bequem mit dem Lift oder lasse es mir in einer der Hütten gutgehen.
Leider sorgte das Traumwetter wirklich dafür, dass die Pisten gegen Nachmittag immer schlechter wurden und besonders ich als fortgeschrittener Anfänger deutliche Probleme mit dem Untergrund bekam. Aber da wir früh angefangen hatten, sprach nichts dagegen, nicht bis zum bitteren Ende durchzufahren, sondern, diesmal bei einem kühlen Bier, den Skitag in einer Hütte in unmittelbarer Nähe zu unserer Unterkunft ausklingen zu lassen.
Tag 3 in den Kitzbüheler Alpen
Die Erfahrung hat gezeigt, dass es eine gute Entscheidung war, schon früh mit dem Skifahren in den Kitzbüheler Alpen zu starten. Morgens waren die Pistenbedingungen noch einigermaßen gut und verhältnismäßig wenige Menschen unterwegs. An diesem Morgen begrüßten mich am Fenster aber leider auch ein paar Wolken. Diesmal war der Himmel nicht ganz so blau und dementsprechend war es auch ein paar Grad kühler.
An diesem Tag wollten wir uns die Strecke des Hahnenkamm-Rennens zumindest einmal anschauen. Die „Streif“ sieht zu Hause vor dem Fernseher schon immer mega spektakulär UND gefährlich aus und wenn man erst live an der Mausefalle steht, dem legendären Sprung mit einem Gefälle von 85 Prozent, kann man sich als unregelmäßiger Hobbyskifahrer, wie ich es bin, nur an den Kopf greifen. So ein bisschen lebensmüde ist das schon. Mit viel Rutschen und ganz großen Kurven komme ich mittlerweile so ziemlich jede Piste relativ unversehrt nach unten. Zwar auf meine Weise, aber immerhin. Aber um die besagte Strecke, eine der schwierigsten im internationalen Skirennkalender, haben wir nicht nur wegen mir einen großen Bogen gemacht und sind stattdessen die Familienstreif runtergefahren. Diese umgeht die schwersten Stellen.
Diesmal entschieden wir uns für ein ausgiebiges Mittagsessen auf einer Hütte. Für den Abend hatten wir uns im Supermarkt bereits für eine Brotzeit eingedeckt. Typisch österreichisch bestellten wir uns diesmal den Burger mit Pommes. Für mich persönlich war die Pause auch dazu gut, ein wenig zu trocknen. Denn auch an diesem Tag blieb ich leider nicht von Stürzen verschont und war mittlerweile an manchen Stellen ziemlich durchgeweicht.
Fallen und nass sein ist ja eigentlich gar nicht soooo schlimm. Die meisten Probleme habe ich, wenn ich dann am Berg nicht wieder aufstehen kann und so lange warten muss, bis jemand, der die Situation von oben beobachtet hat, Mitleid bekommt und mir dabei hilft. Ich will gar nicht wissen, wie das aussieht, wenn ich da so hilflos wie ein auf dem Rücken liegender Käfer herumhample und ständig wieder umfalle. Leicht peinlich berührt begebe ich mich dann im Anschluss immer ganz besonders aufmerksam und vorsichtig auf die nächsten Pistenkilometer.
Tag 4 in den Kitzbüheler Alpen
Auch der dritte Pistentag in den Kitzbüheler Alpen war wettertechnisch nicht ganz so überragend. Natürlich machten wir uns auch diesmal wieder früh auf den Weg, um die optimalen Bedingungen am Morgen auszunutzen. Ich startete diesmal mit dem Ziel in den Tag, ohne Sturz in ein paar Stunden wieder an unserer Unterkunft anzukommen. Ok, natürlich wollte ich das auch schon die ersten beiden Tage, aber diesmal ganz besonders.
Mein Unterfangen funktionierte auch ziemlich gut. Mit der Zeit bin ich immer sicherer auf den Brettern geworden und schenkte jeglichen Unebenheiten nur noch ein müdes Lächeln. Heute bringt mich nichts aus der Ruhe, war ich mir sicher. Diesmal gewinne ich. Die Skier machen, was ich möchte, nicht umgekehrt.
Bis zur Mittagspause lief alles reibungslos. Meine riesige Portion Spaghetti Bolognese hatte ich mir mehr als verdient. Wenn das so weitergeht, werde ich noch ein richtiger Profi. Wie dicht Wahrheit und Selbstüberschätzung doch manchmal beieinander liegen. Wie schon an den Tagen zuvor wurden die Pisten im Laufe des Nachmittags deutlich schlechter. So gönnten wir uns zum Abschluss des vorletzten Tages noch ein Bierchen und fuhren zurück zur Unterkunft. Fast geschafft. Nur noch das kurze Stück abseits der geräumten Piste und dann habe ich den Tag sturzlos überlebt. Aber wie du dir wahrscheinlich denken kannst, habe ich es auf den letzten Metern doch noch geschafft, mich hinzulegen. Einen fast perfekten Tag am Ende doch noch aus den Händen gegeben.
Trost über die unglückliche „Niederlage“ in den Schlussminuten spendete ein Besuch beim Après Ski. Zwei Weizen und ein ziemlich angeheiterter DJ, der immer wieder selbst zum Mikrofon griff und seine etwas eigenwilligen Interpretation so mancher Hits zum besten gab, sorgten für gute Laune, aber auch etwas Wehmut, dass es am nächsten Tag schon wieder nach Hause ging.
Tag 5 in den Kitzbüheler Alpen
Auch am letzten Tag wollten wir zumindest ein paar Stunden auf die Piste und im Anschluss gemütlich zurück nach Hause fahren. Das Wetter war wieder besser geworden. Zum Abschluss wartete in den Kitzbüheler Alpen nochmal strahlender Sonnenschein auf uns.
Zum letzten Mal schnallten wir, natürlich wieder ganz früh, die Skier an und fuhren nach oben. Mittlerweile hatte ich mich ganz gut gesteigert und wollte sogar freiwillig nochmal eine schwarze Piste runterfahren. Ok, zugegeben, die Abfahrt war weder sonderlich steil noch in irgendeiner Form vereist, aber es war trotzdem ein tolles Gefühl, das geschafft zu haben.
Ausgecheckt und das Auto für die Heimreise gepackt hatten wir bereits. Gegen Mittag mussten wir dann nur noch schnell die Ausrüstung abgeben und dann konnte es zurück nach Frankfurt gehen. Ein traumhafter Winterurlaub in den Bergen war zu Ende. Doch schon während der Fahrt schmiedeten wir erste Pläne über eine Rückkehr in die Kitzbüheler Alpen im nächsten Jahr.
Was ist mit dir? Bist du leidenschaftlicher Skifahrer? Warst du schon in den Kitzbüheler Alpen? Oder stehst du nicht so darauf, den Berg runterzubrettern, sondern machst lieber eine gemütliche Winterwanderung wie zum Beispiel auf dem Feldberg-Panoramaweg? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
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