Die Extratour Point-Alpha-Weg in der Rhön ist eine Tour, die ich jedem, der gerne in Deutschland wandert und immer auf der Suche nach spannenden, abwechslungsreichen und einfach wunderschönen Routen ist, absolut empfehlen möchte. 2017 wurde der Point-Alpha-Weg zum drittschönsten Wanderweg in Deutschland gekürt. Die Wanderung auf der und rund um die ehemalige innerdeutsche Grenze war für mich zweifelsohne eine der eindrucksvollsten, die ich bisher gemacht habe. Daher nehme ich dich in diesem Artikel mit auf den Point-Alpha-Weg und zeige dir, warum sich eine Reise dorthin absolut lohnt. Bist du dabei?
Infos zur Extratour Point-Alpha-Weg
Die Extratour Point-Alpha-Weg ist ein mit dem Deutschen Wandersiegel zertifizierter Premiumwanderweg und eine von 31 Extratouren in der Rhön. Die Extratouren sind eine Ergänzung zum 180 Kilometer langen Premiumwanderweg DER HOCHRHÖNER und eignen sich mit Streckenlängen zwischen 6,5 und 20 Kilometern ideal als Halbtages- oder Tageswanderungen.
Routendetails Point-Alpha-Weg
Der Point-Alpha-Weg ist meiner Einschätzung nach im mittleren Schwierigkeitssegment anzusiedeln und gut machbar, wenn du eine solide Grundfitness mitbringst. Der ein oder andere knackige Anstieg ist zwar auch dabei, dafür wirst du aber mit fantastischen Ausblicken belohnt.
Du kannst den Point-Alpha-Weg grundsätzlich das ganze Jahr über wandern. Je nach Jahreszeit musst du dich natürlich auf die verschiedenen Witterungsbedingungen einstellen und entsprechend angezogen sein – besonders dann, wenn im Winter Schnee liegt.
Bevor du losziehst, hier noch ein paar wichtige Details zur Tour:
- Länge: 14,6 Kilometer
- Gehzeit: ca. 4,5 Stunden (mit Besichtigungen entsprechend mehr)
- Schwierigkeit: mittel
- Höhenmeter: 299 Meter aufwärts, 299 Meter abwärts
- Höchster Punkt: 424 Meter
Parken am Point-Alpha-Weg
„Offizieller Startpunkt“ der Extratour Point-Alpha-Weg ist am Schlossplatz in Geisa. Da ich allerdings am Ende meiner Wanderung ganz in Ruhe das US Camp Point Alpha besichtigen wollte, habe ich mein Auto auf dem kostenlosen Parkplatz am Haus auf der Grenze abgestellt und war sehr zufrieden mit meiner Entscheidung.
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So hatte ich sowohl am frühen Morgen den Abschnitt direkt auf der ehemaligen Grenze fast ganz für mich alleine und auch das US Camp musste ich mir später nur mit wenigen anderen Besuchern teilen. Der Parkplatz ist zudem ausreichend groß und für mich daher der ideale Startpunkt für eine Wanderung auf dem Point-Alpha-Weg in der Rhön.
Markierung Point-Alpha-Weg
Als zertifizierte Premiumtour ist der Point-Alpha-Weg selbstverständlich bestens in beide Richtungen markiert. Das individuelle Logo im Stil der Extratouren mit rotem P auf weißem Hintergrund und dem Schriftzug „Point-Alpha-Weg“ findest du gut sichtbar in regelmäßigen Abständen, so dass du dich eigentlich kaum verlaufen kannst.
Wenn du dich jedoch absichern möchtest, nimm am besten noch eine Wanderkarte mit und/oder lade dir die GPX-Daten der Tour auf dein Smartphone.
Einkehrmöglichkeiten am Point-Alpha-Weg
Ich bin zwar ein großer Freund der mitgebrachten Brotzeit, die du bei Bedarf ganz spontan auspacken kannst, wenn du an einem schönen Ort angekommen bist oder der große Hunger kommt, weiß aber auch eine gemütliche Einkehr sehr zu schätzen. Besonders dann, wenn das Wetter nicht das beste ist und man sich einfach ein bisschen verwöhnen lassen will. Möglichkeiten dazu findest du am Point-Alpha-Weg beispielsweise in Geisa.
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Da ich bei dieser Tour meine Verpflegung im Rucksack dabei hatte, kann ich dir hierzu leider keinen Tipp geben, aber probiere es doch einfach aus.
Start am Haus auf der Grenze
Wie oben bereits erwähnt, habe ich meine Wanderung auf dem Point-Alpha-Weg am Haus auf der Grenze gestartet. Mehrere Ausstellungen führen dich auf einer Zeitreise durch die deutsche Geschichte und erinnern an die Revolution, welche die SED-Diktatur beendete.
Vier Jahrzehnte war die Rhön geteilt. Wo sich einst NATO und Warschauer Pakt gegenüberstanden und der Eiserne Vorhang im Herzen Deutschlands die Menschen trennte, gibt es heute mit dem Point-Alpha-Weg eine spannende Wandertour auf den Spuren deutscher Geschichte.
Weiter auf dem Weg der Hoffnung
Um am Ende meiner Wanderung das US Camp Point Alpha besuchen zu können, bin ich gegen den Uhrzeigersinn gelaufen und startete die Runde auf dem sogenannten Skulpturenweg.
Der Skulpturenweg ist 1,4 Kilometer lang und wird auch „Weg der Hoffnung“ genannt. Mit seinen 14 monumentalen Skulpturen entlang der Strecke erinnert er an den christlichen Kreuzweg. Früher war das der Todesstreifen der ehemaligen Grenze und über 40 Jahre die Trennlinie zwischen Freiheit und Unfreiheit.
Wie du siehst, ist der Point-Alpha-Weg von Beginn an geschichtsträchtig und wahnsinnig interessant. Ich laufe auf den auch heute noch vorhandenen, gelochten Betonplatten an den Figuren vorbei und versuche mir vorzustellen, wie es hier wohl „damals“ war. Wobei ich es eigentlich gar nicht so genau wissen will und froh bin, dass ich hier heute „einfach so“ auf dem früheren Kolonnenweg wandern kann, der den Grenzern einst als Versorgungsstraße diente.
Das „Grüne Band“ Deutschlands
Für die ersten Meter der Tour brauchte ich sehr lange. Viel zu spannend fand ich es dort, als dass ich diesen Abschnitt schnell hätte hinter mir lassen können. Ich befand mich nicht nur auf dem Skulpturenweg, dem Kolonnenweg und dem Todesstreifen, sondern auch mitten im Grünen Band Deutschlands.
Wenn jemand von der Teilung profitiert haben sollte, dann die Natur. Auf dem Todesstreifen gab es keine landwirtschaftliche Nutzung und somit entstanden über Jahre hinweg wertvolle Rückzugsräume und Biotope für Pflanzen und Tiere. Laut Experten leben dort mittlerweile über 5200 verschiedene Arten.
Das Grüne Band ist eines der größten Naturschutzprojekte Europas und führt auf 1400 Kilometern und in einer Breite zwischen 50 und 200 Metern entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Einen kleinen Teil davon kannst du auf dem Point-Alpha-Weg erwandern.
Traumhafte Natur im Geisaer Amt
Und dann war es aber irgendwann doch soweit und ich „musste“ die ehemalige Grenze vorübergehend verlassen, denn der Point-Alpha-Weg machte nun einen Knick nach links und dann lag erstmal „nur“ die Natur vor mir.
Dieser recht lange Abschnitt bis nach Geisa war auch eine ganz gute Gelegenheit, nicht nur die Ruhe und die Umgebung zu genießen, sondern auch die bisherigen Eindrücke etwas verarbeiten zu können. Noch nie zuvor hat mich eine Wanderung in dieser Hinsicht emotional so berührt wie der Point-Alpha-Weg.
Nachdem ich den Ort Wiesenfeld durchquert hatte, machte ich mich auf den Weg hinauf zum Ulsterblick und zum Kreuz der Geiserämter am Rockenstuhl und wurde mit herrlichen Ausblicken belohnt, bevor die Tour allmählich nach Geisa führte.
Geisa am Point-Alpha-Weg
Nach knapp 12 Kilometern erreichte ich nun das Schloss in Geisa und damit den eigentlichen Startpunkt der Tour. Es war wenig los und so konnte ich gemütlich über den Marktplatz schlendern und noch einmal alle Kräfte für den letzten Anstieg bündeln.
Geisa war der westlichste Punkt des Warschauer Paktes. Um den Todesstreifen zu schaffen, wurden Menschen zwangsumgesiedelt und Häuser verbrannt. Meine Gedanken schweiften um die düstere Vergangenheit und ich war froh, dass mich der Weg hinauf auf den Rasdorfer Berg so sehr forderte und damit für Ablenkung sorgte. Und am Ende wurde ich noch einmal mit einer herrlichen Aussicht belohnt.
US Camp Point Alpha im „Fulda Gap“
Fast am Ausgangspunkt meiner Tour angekommen, wartete mit dem ehemaligen US Camp Point Alpha noch ein weiteres Highlight auf mich. Der historische US-Beobachtungsstützpunkt war der wichtigste Vorposten der NATO und erinnert daran, wie im sogenannten „Fulda Gap“ der Beginn des Dritten Weltkriegs erwartet wurde.
Bei deinem Besuch kannst du auf einen Beobachtungssturm steigen, verschiedene Militärfahrzeuge anschauen und in den alten Gebäuden mehrere Ausstellungen besichtigen. Wenige Meter entfernt stehen noch ein ehemaliger DDR-Grenzturm und rekonstruierte Sperranlagen. Der Eintritt kostet für Erwachsene 8 Euro. Weitere Informationen findest du auf pointalpha.com.
Obwohl ich erst 1988 geboren wurde und daher sowohl die Teilung als auch Wiedervereinigung damals nicht mitbekommen habe, musste ich an diesem Ort ein paar Tränchen verdrücken, weil mich das alles so sehr berührt hat. Für mich ist es nicht mehr vorstellbar, dass die Menschen an diesem Ort sich einst nicht so frei bewegen durften wie ich es heute kann.
Mit einem etwas bedrückten Gefühl, aber gleichzeitig auch unendlich dankbar für die Freiheit, die ich habe, schlenderte ich auf den Betonplatten der ehemaligen Grenze zurück zum Auto und beendete nach zahlreichen Eindrücken meine Wanderung auf dem Point-Alpha-Weg.
Impressionen vom Point-Alpha-Weg
Mittlerweile bin ich schon einige Male in der Rhön gewesen und die Wanderwege dort, insbesondere die zertifizierten Extratouren, sind immer wieder ein Traum. Der Point-Alpha-Weg ist da keine Ausnahme und nicht nur historisch sehr interessant, sondern auch landschaftlich wunderschön. Zum Abschluss meines Berichts habe ich nun noch ein paar Impressionen dieser spannenden Wanderung für dich.
Kennst du den Point-Alpha-Weg an der ehemaligen innerdeutschen Grenze? Bist du die Runde schon gewandert? Wie hat dir die Tour gefallen? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
Zum Weiterlesen auf meinem Reiseblog:
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Weitere Infos zum Point-Alpha-Weg gibt es auf Rhönführer.de. Dort findest du die GPX-Datei für dein Smartphone, Kartenmaterial und weitere Informationen.
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