Der Gardasee war die vorletzte Station meines Roadtrips durch Italien. 14 Tage war ich mittlerweile schon unterwegs und mit dem größten See Italiens sowie Venedig warteten noch zwei absolute Highlights auf mich, bevor es wieder Richtung Heimat ging. Nachdem meine Reise bisher sehr viel auf Entspannung und Kultur ausgelegt war, wollte ich es nun auch sportlich noch einmal wissen und eine Radtour am Gardasee machen.
Auf einer Länge von über 50 Kilometern finden sich hier zahlreiche Strecken, die das Mountainbiker-Herz höher schlagen lassen. Ich freute mich auf eine gemütliche Tour entlang des Wassers mit traumhaftem Ausblick in einer herrlichen Landschaft. Doch wie das manchmal so bei mir ist, kam mal wieder alles anders als gedacht. Und so wurde meine Radtour am Gardasee zum Spaziergang.
Ankunft und Fahrradsuche am Gardasee
Die Fahrt von Bologna, wo ich am Vortag war, verlief weitestgehend entspannt. Bis meine Blase kurz vor dem Ziel der Meinung war, es wirklich keine Sekunde länger aushalten zu können und die letzten Kilometer meiner Fahrt zu meiner Unterkunft zu einem echten Höllenritt werden zu lassen. Unglücklicherweise kam noch hinzu, dass ich erst ab 12 Uhr einchecken konnte und ich vorher noch keinen Zugang zu meinem Hotel hatte. Es war ungefähr 11:45 Uhr, aber du wirst dir sicher vorstellen können, wie lange sich so eine Viertelstunde ziehen kann, wenn man es wirklich eilig hat.
Nachdem ich endlich rein konnte, war mir das zwar ziemlich unangenehm, aber es ging nicht anders, als direkt nach einer Toilette zu fragen. Erst danach war ich wieder ein richtiger Mensch, der ganz normal in sein Zimmer einchecken konnte. Und um mir meine Suche ein bisschen zu erleichtern, erkundigte ich mich direkt nach einem Fahrradverleih und machte mich auf den Weg.
Da ich mir unsicher war, wie lange ich tatsächlich unterwegs sein werde und zudem hochmotiviert, den Tag auf meinem Drahtesel zu verbringen und den See zu erkunden, lieh ich mir das Rad für den kompletten Tag aus und wollte es erst am nächsten Morgen zurückbringen. Mit meinem Gefährt ausgestattet, packte ich noch schnell ein paar Radkarten ein fuhr los. Das Wetter war optimal, die Wasservorräte aufgefüllt, meiner perfekten Radtour am Gardasee stand eigentlich nichts im Weg.
Irgendwas stimmt mit meinem Fahrrad nicht
Doch schon nach wenigen Metern stellte sich ein Gefühl der Unsicherheit bezüglich meines Rads ein. Irgendwas passte da nicht. Was sich beim Ausleihen noch gut angefühlt hatte, wurde plötzlich unangenehm. Irgendwie saß ich total unbequem auf dem Sattel und die Reifen waren auch nicht gerade mit viel Luft gesegnet. Doch ich schob mein beschwerliches Vorankommen erstmal auf das mir unbekannte Rad, an das ich mich wohl erst gewöhnen musste und darauf, dass ich zugegebenermaßen schon ziemlich lange keine Tour mehr mit dem Mountainbike gemacht habe. Viel zu lange, wie sich bald herausstellte…
Eine doch nicht ganz so entspannte Radtour am Gardasee
Schnell verließ ich die asphaltierte Straße und machte mich auf den Weg in die Berge. Ich kämpfte mich den ersten Anstieg hinauf und war mir sicher, dass es nach einer kleinen Pause nicht mehr so anstrengend sein würde. Mein Optimismus wurde natürlich durch die wunderschöne Aussicht unterstützt. Die Realität sah nämlich ganz schön anders aus. Immer wieder überholte ich das gleiche Pärchen, das allerdings zu Fuß unterwegs war und alle paar Minuten an mir vorbeilief, während ich mir das nächste kleine Päuschen gönnte. Langsam wurde mir das echt ein bisschen peinlich.
Nach und nach kamen immer mehr Radfahrer an mir vorbei. Wohl gemerkt: Auf ihren Rädern SITZEND! Und das waren ganz bestimmt nicht nur Leute, die sowas regelmäßig machen. Das gab mir Hoffnung. Bei jedem folgenden Anlauf sagte ich mir, dass ich jetzt länger draufbleiben würde. Doch mit entspanntem Fahren hatte das nicht wirklich viel zu tun. Mein Fahrrad wollte einfach nicht so wirklich vorwärts rollen. Während ich so auf den Pedalen stand, wanderte mein Blick immer wieder nach unten auf die ziemlich platten Reifen. Ich war mir sicher, dass mein behäbiges Vorankommen nicht nur ausschließlich an mir liegen würde.
Das Rad und ich brauchen eine Pause
Obwohl ich mich bisher daran gehalten hatte, erst am Abend etwas essen zu gehen, bestellte ich mir am Gardasee bereits mittags eine warme Mahlzeit. In der Hoffnung, dass ich im Anschluss gut gestärkt bin und den Berg hochdüsen würde, verspeiste ich eine Portion Spaghetti Bolognese. Man gönnt sich ja sonst nix.
Wenn ich nicht für das Rad bezahlt hätte, wäre ich vermutlich noch viel länger sitzengeblieben, denn bisher machte die Radtour nicht wirklich sonderlich viel Spaß und die Aussicht dort war einfach herrlich. Aber dann packte mich doch der Ehrgeiz und ich schwang mich voller Tatendrang erneut auf meinen Drahtesel.
Von der Radtour am Gardasee zum Spaziergang
Lange hielt meine Euphorie allerdings nicht an. Der Weg wurde steiler, das Rad und ich noch langsamer. Und obwohl ich ungern aufgebe, erinnerte ich mich daran, dass ich zum Spaß hier bin und nicht in der Vorbereitung für die Saison einer Sportart, die ich ziemlich lange ausgeübt habe. Warum also weiter quälen? Ich sah ein, dass es an diesem Tag für mich zumindest auf dem Rad nicht weiterging und schob das Ding von nun an neben mir her. Ein Spaziergang mit ziemlich viel Gepäck, aber um einiges weniger anstrengend als die Zeit davor.
Insgesamt etwa 3 Stunden lief ich den Berg nach oben, bis ich der Meinung war, dass die Zeit, die ich zurück nach unten brauchen würde, lange genug sein würde, um für das bisherige Desaster zu entschädigen. Die Mühe sollte sich wenigstens jetzt lohnen. Bevor ich mich auf den Rückweg machte, genoss ich noch ein bisschen die Aussicht. Denn nicht nur hier oben war es wirklich schön. Der Gardasee ist super. Leider hatte ich an diesem Tag einfach Pech, doch grundsätzlich ließ ich mir meine Laune nicht verderben.
Rückweg bis runter ans Ufer
Letztendlich dauerte der Rückweg, nachdem ich gefühlt endlose Stunden nach oben marschiert war, nur 20 Minuten, aber die waren grandios. Mit dem Mountainbike den Schotterweg und die vielen Kurven nach unten zu fahren, macht schon richtig viel Spaß. Meinetwegen hätte dieser Teil der Tour gut und gerne ebenfalls 3 Stunden dauern können.
Viel früher als erwartet, endete meine Radtour dann doch, so dass ich erstmal überlegen musste, was ich mit dem Rest des Tages anfangen würde. Noch viel weiter durch die Gegend fahren wollte ich jetzt eigentlich nicht mehr, doch das Fahrrad gehörte schließlich noch bis zum nächsten Morgen mir. Und die Energie für wenigstens noch ein paar Meter würde ich schon noch aufbringen können. Also entschloss ich mich dazu, mich auf die Suche nach dem nächsten Strand zu machen und den Tag dort ausklingen zu lassen. Obwohl das Wasser ziemlich kalt war, tat die Abkühlung jetzt richtig gut. Und dann beschloss ich doch, das Fahrrad noch am gleichen Tag zurückzubringen, um am nächsten Morgen direkt nach dem Frühstück nach Venedig aufbrechen zu können…
Nächste Station: Venedig
Hast du auch schon eine Radtour am Gardasee gemacht? Wie ist es dir ergangen? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
Weitere Artikel über meinen Roadtrip durch Italien
Mit dem Newsletter keine Auszeit mehr verpassen
Der Artikel hat dir gefallen? Dann würde ich mich freuen, wenn du ihn teilst.
Daniela von Sinne und Reisen
Puh, da steigen mir die Schweißperlen nur beim Lesen schon auf die Stirn. 😉 Ich war im Juni auch am Gardasee und habe ewig viele Radfahrer dort gesehen. Scheint eine beliebte Sache dort zu sein. Der Gardasee ist wunderschön, was deine Bilder wieder beweisen. Hut ab, dass du dort Rad gefahren bist, geht ja nicht nur nach unten, sondern auch nach oben. 😉
Christina
Ich muss zugeben, ich hatte es mir auch ein bisschen leichter vorgestellt 😀
Und ja, es ist wirklich wunderschön dort. Die Aussicht hat für die „Qual“ entschädigt 🙂
Eve
Haha liebe Christina,
jetzt im Nachhinein kannst du sicher darüber lachen. Wie sagt man nicht so schön: „Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt.“
Immerhin wurdest du mit einer grandiosen Aussicht belohnt.
Liebe Grüße
Eve
Christina
Ja, das kann ich. Die Aussicht war wirklich wunderschön 🙂
Liebe Grüße
Christina
Madeline
Ach herrje! Das ist ja mal echt blöd gelaufen ? aber meine Mutter meinte auch das ihr Fahrrad nniht gut Luft hatte. Sie war im August am Gardasee. Aber ich denke dieser Anblick entschädigt doch für alles, oder ?
Liebe Grüße, Madeline
Christina
Ja das stimmt, der Anblick war super 🙂
Liebe Grüße
Christina
Ursula
Hallo Christina,
Schön, dass es dir am Gardasee gefällt. Wir sind fast jedes Jahr dort, allerdings nicht vom Juni bis August, da ist es viel zu voll. Man muss auch nicht mit dem Rad bergauf radeln zu einem der Aussichtspunkte. Es führt von Garda bis Sirmione ein gut fahrbarer Fahrradweg meist am See entlang. Immer wieder findet sich ein Restaurant oder ein Kiosk mit Bademöglichkeit zum Pausieren. Sollte man keine Lust mehr zum Fahren haben bringt einen ein Schiff der Gardaseeflotte zurück.
LG Ursula Staudinger
Christina
Hallo Ursula,
das klingt toll. Ich werde sicher nochmal an den Gardasee zurückkommmen. Vielen Dank für deine Tipps 🙂
Liebe Grüße
Christina
Lars
Eine Radtour um den Gardasee ist immer etwas Tolles. Allerdings sollte man nicht unbedingt in der Hochsaison dorthin fahren. Das könnte sehr überlaufen sein.
Mit besten Grüßen
Lars